Pöttsching: „Der Reisinger“ steht zum Verkauf

Erstellt am 25. Februar 2021 | 05:55
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„Natürlich ist es wirtschaftlich keine einfache Zeit, dies steht außer Frage. Ich will einfach nur rechtzeitig schauen, dass ich einen Käufer finde.“
Foto: BVZ
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Nach drei Generationen wird im kommenden Jahr Ende sein, Gerald Reisinger wird dann seine Rente antreten.

Läuft alles nach Plan, so wird sich Gerald Reisinger, eines der burgenländischen Gastronomie-Aushängeschilder, in naher Zukunft in die Pension verabschieden.

Die 1.000 Quadratmeter große Liegenschaft, auf der sich auch das Restaurant „Der Reisinger“ befindet, ist auf „willhaben“ um € 499.000 (Maklerprovision: 3% des Kaufpreises zzgl. 20% USt zu haben).

Hauptgrund für den Verkauf ist der nächste Lebensabschnitt von Reisinger. „Ich bin jetzt 65 Jahre alt. Mein Plan ist, das Restaurant noch weiter zu betreiben und dann im kommenden Jahr in Pension zu gehen. Sollte der Verkauf bis dahin nicht klappen, werde ich noch weitermachen.“

Aus wirtschaftlichen Gründen wird der Verkauf nicht vorangetrieben. „Natürlich ist es wirtschaftlich keine einfache Zeit, dies steht außer Frage. Ich will einfach nur rechtzeitig schauen, dass ich einen Käufer finde. Ob es dann als Restaurant oder anders genutzt wird, ist mir nicht so wichtig.“ Dass das Restaurant in vierter Generation von der Familie Reisinger weitergeführt wird, steht nicht zur Diskussion. „Sohn Thomas ist Rechtsanwalt, bei Christian läuft das Konkursverfahren zum Neufelder Seerestaurant.“

Manche Gastronomiebetriebe bieten aktuell Liefer- oder Abholservice an – nicht so Gerald Reisinger. „Da ich 95 Prozent im Catering mache, ist komplett geschlossen.“ Viel Kritik gibt es von Seiten der Gastronomie bezüglich der Corona-Maßnahmen in Richtung Bundesregierung, Reisinger sieht dies anders. „Klar ist, dass mich die Maßnahmen hart treffen. Die Regierung verfährt jedoch auch mit anderen Branchen wie mit der Gastronomie. Es ist einfach ein Ding der Notwendigkeit, dass man jetzt auf die Mitbürger Rücksicht nimmt – fertig und aus. Ich denke, die Maßnahmen sind ärgerlich, aber notwendig.“

Das Pöttschinger Gasthaus wurde in der Zwischenkriegszeit eröffnet. Gerald Reisinger absolvierte die Hotelfachschule, war anschließend im Ausland und am Arlberg tätig, ehe es ihn wieder nach Hause verschlug und er Mitte der 80er-Jahre in dritter Generation das Restaurant übernahm. Reisinger war der erste Küchenmeister im Burgenland, der jüngste in Österreich, wurde als Zwei-Haubenkoch wie auch als Weinwirt des Jahres ausgezeichnet. „Das Regionale in der Küche, das jetzt so im Trend liegt, haben wir schon vor 30 Jahren umgesetzt.“

Neben regionalen Produkten bezeichnet er auch „ehrliche Küche“ als seine zwei „Zutaten“ für sein Erfolgsgeheimnis.

Bekannt ist Reisinger auch durch sein Catering, welches fast 90 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht: Im VIP-Club des SV Mattersburg kochte er von 2003 bis 2014 auf, im VIP-Club des SC Wiener Neustadt fünf Jahre lang, für die Gäste der Mörbischer Seefestspiele von 1999 bis 2013 und für die Schlossfestpiele Kobersdorf acht Jahre. „Wir waren im Dreieck Salzburg-Wien-Kärnten tätig. In Klagenfurt etwa haben wir für 800 Personen die Speisen zubereitet.“ In der Regel wurde direkt vor Ort gekocht. „Natürlich waren wir teurer als andere, weil es dadurch einen erhöhten Personalaufwand gibt. Die Speisen schmecken jedoch viel frischer und besser, als wenn vor Ort nur aufgewärmt oder nur warm geliefert wird. Die Pension naht, ob es schon Pläne dafür gibt? „Ich habe zwei ganz tolle Enkelkinder, mit denen werde ich viel Zeit verbringen. Mir schwebt auch vor, für karitative Zwecke zu kochen, als Unterstützung, wenn jemand etwas braucht.“ Zum Abschluss verrät er noch sein Lieblingsgericht: „Erdäpfelgulasch, so wie es die Mutter früher gemacht hat.“