Draßburg/Kleinfrauenhaid: Düngerpreise auf Rekordhoch

Die gestiegenen Rohstoffpreise in Folge des Krieges in der Ukraine haben Auswirkungen auch dort, wo man es im ersten Moment vielleicht gar nicht vermuten würde: auf den Feldern der Landwirte – und das auch in unserem Bezirk. Nicht in erster Linie deswegen, weil hohe Spritpreise vor Traktoren und Feldmaschinen ebenfalls nicht Halt machen, sondern weil sich die gestiegenen Gaspreise auch im Preis sogenannter stickstoffhaltiger Düngemittel, für deren Herstellung Gas benötigt wird, niederschlagen.
Das merkt auch Julia Wagentristl. Die ÖVP-Landtagsabgeordnete und Landwirtin aus Kleinfrauenhaid berichtet: „Ein wesentlicher Nährstoff für Pflanzen ist Stickstoff und Landwirte düngen damit.“ Mittlerweile haben sich die Preise für Stickstoffdünger im Vergleich zum Vorjahr bereit vervierfacht. „Der starke Anstieg der Düngerpreise zeigt, wie abhängig Landwirte und Landwirtinnen weltweit von russischen Exporten sind. Auf Russland entfallen rund 14 Prozent der weltweiten Düngemittelexporte“, erklärt Wagentristl.

„Länder, die bereits von Ernährungsunsicherheit betroffen sind, riskieren nun zum ungünstigsten Zeitpunkt weitere Produktionsengpässe, Nahrungsmittelknappheit und Hungerkrisen.“ Russland und die Ukraine, zum Teil auch Norwegen oder Serbien seien die wichtigsten Herkunftsländer für diese Art von Düngemittel, sagt Wagentristl, die einen Teil ihres Bedarfs bereits eingekauft hat. „Natürlich habe ich es mir zweimal überlegt, wann ich genau kaufen soll. Niemand kann vorhersagen, wie sich der Preis weiter entwickeln wird.“
„Mittlerweile sind gewisse Düngerarten gar nicht mehr erhältlich.“
So sieht es auch Andrea Tobler aus Draßburg, die ebenfalls ihren Dünger schon eingekauft hat: „Wir haben im Herbst bzw. Frühwinter vorbestellt, weil sich damals aufgrund der erhöhten Gaspreise schon gezeigt hat, dass auch die Düngerpreise anziehen werden. Mittlerweile sind gewisse Düngerarten gar nicht mehr erhältlich.“ Ihren Dünger bezieht Tobler aus dem Landesproduktenhandel Puntigam in Krensdorf, Wagentristl über den Landhandel. Dorthin liefert sie auch ihre landwirtschaftlichen Produkte, welche in weiterer Folge an Mühlen und schließlich auch in Bäckereien landen. An den Endverbrauchern werden deshalb die gestiegenen Erzeugerpreise auch nicht spurlos vorübergehen, ist sich die Landwirtin sicher: „Man merkt zum Beispiel jetzt schon, dass Brot teurer geworden ist. Letztendlich wird es sich also auch in den Lebensmittelpreisen niederschlagen. Zu hoffen bleibt, dass sich die Erzeugerpreise an den Preisen für Betriebsmittel orientieren.“ Im Gegensatz zu Wagentristl verkauft Andrea Tobler einen Teil ihrer Produkte – Erdäpfel, Honig, Eier, diverses Gemüse – in ihrem Hofladen. Dort kann sie die Preisgestaltung stärker beeinflussen: „Bei den Produkten, die wir im Hofladen verkaufen, können wir den Preis selbst bestimmen, wobei dieser natürlich auch für die Kunden vertretbar sein muss.“
Der starke Anstieg der Düngerpreise zeigt, wie abhängig Landwirte und -wirtinnen weltweit von russischen Exporten sind. “
Julia Wagentristl Landwirtin
Den Stickstoffdünger gänzlich zu ersetzen, um somit Kosten einzusparen, sei in der Praxis nur schwer möglich, da sind sich beide Landwirtinnen einig: „Wir sind zwar zum großen Teil Selbstversorger mit organischem Dünger wie Gülle und Mist“, sagt Tobler „aber um einen gewissen Ertrag bzw. eine gute Qualität zu sichern, müssen die Pflanzen auch ernährt werden. Raps und Weizen haben zum Beispiel einen sehr hohen Stickstoffbedarf.“

Auch die Witterungsbedingungen sind im Moment noch nicht so, wie man sie sich als Landwirtin wünschen würde. „Ich war vorhin am Feld“, berichtet Tobler „es sieht traurig aus. Im März haben wir gar keinen Niederschlag bekommen. Ich hoffe, dass die Prognosen stimmen und dass diese Woche Regen kommt.“ Durch den milden Winter sei zudem der Schädlingsdruck gestiegen, weil viele Schädlinge dadurch besser überwintern konnten.
Auch wenn derzeit also einiges zusammenspielt, so leicht aus der Ruhe lässt man sich als Landwirtin nicht bringen. Sie meint, dass durch den Krieg die Ernährung mit regionalen Produkten noch einmal stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt sei: „Meiner Erfahrung nach war das nicht einmal zu den Hochphasen von Corona so stark wie jetzt durch den Krieg. In unserem Hofladen werde ich jetzt immer häufiger gefragt: ‚Gibt es euch eh weiter, könnt ihr noch produzieren? Bekommt ihr noch die Betriebsmittel?‘ Wir Bäuerinnen und Bauern bemühen uns aber auch in Krisenzeiten, die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln zu sichern.“