Landwirtschaft im Dauerstress: Auf Trockenheit folgte Frost

Erstellt am 07. April 2022 | 04:56
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Foto: Leeb
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Heimische Landwirte sind schwer gefordert. Ausbleibender Niederschlag, Temperatursturz und Teuerung machen den Bauern zu schaffen.

Die Regenmenge der vergangenen Tage fiel zwar gering aus, aber hierzulande freut man sich auch über den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein.

„Jeder Regen, der fällt, ist Goldes Wert“, sagt Alfred Brasch, Bezirksreferent der Landwirtschaftskammer. Das Wintergetreide sei komplett trocken durch den Winter gegangen, beschreibt er die dramatischen Witterungsbedingungen. „Die Bestände sind sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Trockenheit wird Auswirkungen auf den Ertrag haben.“ Rekorde werde es heuer keine geben.

Auch das Sommergetreide ist sehr „zaghaft“ aufgegangen. Der feine Regen in der Vorwoche hilft. Auch Kulturen, deren Aussaat in den nächsten Wochen ansteht, werden davon profitieren: etwa Mais, Kürbis, Soja. „Damit der Bauer bei der Bodenbearbeitung nicht nur im Staub umrührt“, sagt Brasch. Für die Aussaat der Zuckerrübe kam der Regen allerdings zu spät. Einige Landwirte mussten ihre Felder noch vor der Aussaat beregnen, um überhaupt ein Auskeimen zu ermöglichen.

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Frostschutzberegnung. Obstbauer Albert Leeb hat seine Birnenbäume in der Frostnacht zum Schutz beregnet. Das gibt den Pflanzen Energie.
Foto: Foto Leeb

Die Obstbauern hatten darüber hinaus auch noch mit einigen Frostnächten zu kämpfen. Kritisch sei es in der Nacht von Sonntag auf Montag geworden, berichtete der Sankt Andräer Apfel-, Birnen- und Marillenbauer Albert Leeb. Die Temperatur sank auf Minus 2,6 Grad Celsius. Den Leebschen Marillenbäumen hat man deshalb kräftig eingeheizt. Und zwar mit 111 Frostöfen. „Wir haben alle sechs bis sieben Meter einen Ofen aufgestellt.“ Die Birnenbäume dagegen wurden zum Schutz bewässert. Einerseits, weil es ohnehin so trocken ist, und andererseits, weil man den Knospen damit Energie geben kann. „Das Eis, das dabei entsteht, ist nur ein Nebenprodukt“, erklärt Leeb.

In der Marillengemeinde Kittsee bangt man noch um eine bessere Ernte als in den vergangenen beiden Jahren. Wie sich der Frost auf die heurigen Erträge ausgewirkt hat, werde sich in den kommenden zwei Wochen zeigen. „Da es sich um Bodenfrost handelt, der von unten aufsteigt, kann es möglich sein, dass die älteren Bäume mit den höheren Kronen verschont geblieben sind. Wesentlich gefährdeter sind hier die Spalieranlagen“, schildert die Obfrau des Vereins „Kittseer Marille“ Maria Bezenek-Salvamoser.

Teuerungswelle trifft auch die Bauern

Trockenheit und Frost sind aber nicht die einzigen Herausforderungen für heimische Bauern. Der finanzielle Einsatz in der Produktion hat sich massiv erhöht. „Die Preise für Düngemittel sind gegenüber dem Vorjahr um das Drei- bis Fünffache gestiegen“, klärt Alfred Brasch auf und bringt ein Beispiel: „Eine Tonne Stickstoffdünger kostete im Vorjahr 200 Euro, heute spricht man von Tagespreisen von 900 Euro und mehr.“ Auch die Preise für Bio-Düngemittel seien in ähnlichem Maße gestiegen.

Inwieweit können die Produzenten aber ihre erhöhten Produktionskosten an den Konsumenten weitergeben? „Leistbare Lebensmittel werden oft propagiert. Man wird sich die Frage nach der Definition stellen müssen. Wenn die Produzenten einen drei- bis fünffachen Betriebsmitteleinsatz haben, müssen die Produkte auch einen entsprechenden Preis bekommen. Sonst gehen die Betriebe zugrunde“, gibt Brasch zu bedenken.

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