Weniger Kriminalität: Polizeiarbeit im Wandel

Erstellt am 03. April 2021 | 04:13
Lesezeit: 4 Min
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Gesetzeshüter: Bezirkspolizeikommandant Rainer Bierbaumer.
Foto: BVZ
Im Bezirk Neusiedl am See wurden im Vorjahr 2.219 Straftaten angezeigt - um 909 weniger als noch 2019. Trotzdem hat die heimische Exekutive alle Hände voll zu tun.
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Die Covid19-Pandemie hat so gut wie alle Bereiche des öffentlichen Lebens dramatisch verändert – davon ist auch die Polizeiarbeit nicht ausgeschlossen.

Im Bezirk Neusiedl am See hat es im Corona-Jahr um ein Drittel weniger Anzeigen gegeben als noch 2019 – der prozentuell höchste Rückgang im Burgenland (siehe Grafik unten). Das bedeutet aber nicht, dass die Exekutive im Bezirk deshalb weniger zu tun hatte.

Anstelle von praktisch täglichen Amtshandlungen aufgrund von Diebstählen oder anderen Delikten machen nun die Corona-Kontrollen einen großen Teil der Arbeit der Gesetzeshüter aus. Bezirkspolizeikommandant Rainer Bierbaumer hat der BVZ von der täglichen Polizeiarbeit in Coronazeiten erzählt: „Man kennt ja die ungefähren Fallzahlen aus der Zeitung, da kann man sich vorstellen, dass das die Kollegen sehr auf Trab hält. Wir schauen, dass wir jeden, der auf der Quarantäneliste steht, während der Frist mindestens zwei Mal kontrollieren. Das ist uns zwar auch manchmal zuwider, aber es macht natürlich Sinn und ist im Sinne der Volksgesundheit erforderlich.“

Corona-Schnelltests bei Festnahmen

Auch auf den Dienststellen ist seit Ausbruch der Pandemie nichts mehr wie es davor war, schildert der Bezirkspolizeikommandant: „Wir haben uns intern massiv anpassen müssen. Wir fahren zum Beispiel im Auto nur noch mit Schutzmasken und in den Dienststellen sind die Schichten so eingeteilt, dass die Teams untereinander möglichst wenig Kontakt haben. Vor Kurzem sind wir auch dazu übergegangen, dass wir bei Festnahmen die Häftlinge mit Schnelltests testen. Das ist natürlich freiwillig, aber bis jetzt hat noch keiner den Test abgelehnt.“

Wenn es aus polizeilicher Sicht einen erfreulichen Aspekt an Corona gibt, dann ist es die stark rückläufige Kriminalität im Bezirk Neusiedl am See. Bei Eigentumsdelikten hat es im Vorjahr etwa einen Rückgang von über 40 Prozent gegeben. Für Rainer Bierbaumer liegt das vor allem an den strengen Grenzkontrollen: „Überregionale Straftäter können jetzt nicht mehr so leicht reisen. Auch die Lockdowns wirken sich in der Statistik aus. Wenn die Geschäfte zu haben, kann man auch keinen Ladendiebstahl begehen. Genauso ist es auch bei den Einbruchsdiebstählen: Wenn die Leute im Home Office oder in Kurzarbeit zuhause sind, wird auch weniger eingebrochen.“

Ein starker Rückgang war laut Bierbaumer auch bei Gewaltdelikten und Suchtmittel-Anzeigen bemerkbar, die bis 2019 vor allem im Umfeld von Großveranstaltungen und Nachtlokalen verzeichnet wurden. „Wenn es keine Feste gibt und die Wirtshäuser zu haben, gibt es auch keine Raufereien in dem Umfeld“, bringt es der oberste Polizist im Bezirk auf den Punkt.

Appell zur Einhaltung der Schutzmaßnahmen

Vereinzelt werden auch im Bezirk Neusiedl am See Verstöße gegen die restriktiven Corona-Maßnahmen geahndet.

Hier richtet der Bezirkspolizeikommandant einen Appell an die Bevölkerung: „Ich würde die Leute bitten, dass man für die paar Monate noch eine gewisse Selbstdisziplin zeigt. Denn die Situation im Osten und die Belegung der Intensivbetten ist bekannt. Da geht es letztlich um die Mitmenschen und es geht um die eigenen Verwandten und Bekannten.“

Ein Licht am Ende des Tunnels sei für die Polizeikräfte des Bezirks jedenfalls schon in Aussicht – und zwar in Form eines Nadelstichs: „Die Impfung der Kollegen, die mit der Bevölkerung in direkten Kontakt kommen, ist bereits im Laufen. Was ich so höre, gibt es innerhalb der Kollegschaft auch nur ganz wenige, die sich nicht impfen lassen. Jeder ist froh und hofft, dass mit der Impfung wieder eine gewisse Normalität und Bewegungsfreiheit eintreten wird.“

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