„Rundumadum wurden Watschen runtergehaut“

Drei Männer nahmen am 7. Juni vor Richterin Birgit Falb auf der Anklagebank Platz. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in der Nacht auf 19. März 2022 reichlich Alkohol konsumiert hatten.
Der 19-jährige Lehrling hatte damals 1,54 Promille, der 52-jährige Weinbauer 1,48 und sein 23-jähriger Sohn, von Beruf Polizist, 1,48.
Vater und Sohn hatten nach einer Feuerwehrsitzung die Dorfdisco aufgesucht. Dort befand sich auch der 19-Jährige, der nach eigenen Angaben den jüngeren Sohn des Weinbauers „nicht schmecken kann“.
Jugendlichen „gegen Mauer rennen lassen“
„Zu fünft“ sei sein jüngerer Bruder aus der Disco gezogen worden, berichtete der Polizist. „Sie hatten ihn im Schwitzkasten.“ Die fünf Angreifer hätten seinen Bruder mit dem Kopf gegen eine Spritzbetonmauer „rennen lassen“. Der Jugendliche sei daraufhin bewusstlos zusammengesackt.
Der 19-Jährige, der mit dem Jugendlichen bei anderen Gelegenheiten zusammengekracht war, soll an dieser Attacke nicht beteiligt gewesen sein. Wer die Täter waren, konnte trotz Einvernahme von rund 20 Zeugen nicht herausgefunden werden.
Er habe aber wahrgenommen, so der Polizist, wie der 19-Jährige am Parkplatz vor der Disco zu seinem Bruder gelaufen sei: „Er hat auf ihn hingehaut und hingetreten.“
19-Jähriger steckte „von allen Seiten Schläge ein“
Er habe daraufhin, so der Polizist, den 19-Jährigen „am Krawattl“ genommen. Von allen Seiten habe der 19-Jährige dabei Schläge eingesteckt.
Anders schilderte es der 19-Jährige: Der Weinbauer habe ihn aus der Disco gezerrt. „Ich lag am Boden. Uniformierte Feuerwehrleute schlugen auf mich ein, auch der Weinbauer. Ein Freund legte sich über mich und schützte mich vor Schlägen.“
Der 19-Jährige habe ihn beschimpft und bedroht, berichtete der Weinbauer: „Er sagte: Du fette Sau, i schlitz di auf!“
Dann habe ihm der Lehrling „ins Gesicht gespuckt“. Draußen sei er mit dem 19-Jährigen zu Sturz gekommen. „Da war das mit meinem jüngeren Sohn schon passiert“, sagte der Weinbauer.
„Ich bin dann drauf und sagte: Heute bleibst du da!“, so der 52-Jährige. Es habe früher bereits Raufereien gegeben, da sei der Lehrling am nächsten Tag „weg gewesen“.
Weinbauer: „Es war Nothilfe, keine Rauferei!“
„Es war Nothilfe, keine Rauferei“, sagte der Weinbauer. Mehrere Personen hätten auf den 19-Jährigen hingeschlagen. Sein Sohn bestätigte: „Rundumadum wurden Watschen runtergehaut.“
„Wir waren auf die Rauferei nicht aus“, ergänzte der Polizist. „Das hoffe ich!“, antwortete die Richterin und ermahnte den 23-Jährigen, dieser dürfe sich bei seinem Beruf auf derartige Eskalationen nicht einlassen.
Der Polizist beschuldigte den 19-Jährigen, ihm einen Finger umgebogen und dabei gebrochen zu haben. Dies bestritt der Lehrling.
Gemeinsam mit einem Freund war der Lehrling in Richtung Hauptplatz geflüchtet. Vater und Sohn waren ihm auf den Fersen.
Weinbauer schlug in offenes Taxi und brach 19-Jährigem die Nase
Am Hauptplatz wartete ein Taxi, in dem Freunde des 19-Jährigen saßen. Der Lehrling sprang hinein. Vater und Sohn versuchten, den jungen Mann herauszuerren. Der Weinbauer soll „zwei- bis dreimal ins Taxi geschlagen haben“, so der Lehrling, „bis er meine Nase traf“.
„Er hat ins Auto geblutet“, sagte der Taxler vor Gericht. „Die Sitzfläche war blutverschmiert“, berichtete der Chef des Taxiunternehmens. Außerdem seien durch den Raufhandel Dellen in der Schiebetür des Taxis entstanden. Mehr als 3.500 Euro würde die Reparatur kosten.
Vater und Sohn bestritten, mit der Beschädigung des Taxi etwas zu tun zu haben.
Der Polizist gab zu, seinem Vater geholfen zu haben, den 19-Jährigen aus dem Taxi zu zerren. Dies sei aber nicht gelungen.
„Wir wollten, dass er da bleibt“, sagte der Weinbauer. Der 19-Jährige habe bei früheren Vorfällen „immer ein Alibi gehabt“.
Prozess gegen 19-Jährigen vertagt, Diversion für Polizist, bedingte Haft für Weinbauer
Der Prozess gegen den 19-Jährigen wurde vertagt. Ein weiterer Zeuge soll einvernommen werden und die Richterin will durch ein Sachverständigengutachten klären lassen, wie die Verletzung des Polizisten entstanden sein kann.
Der Polizist, der die Verantwortung für den Versuch übernommen hatte, den 19-Jährigen aus dem Taxi zu zerren, erhielt eine Diversion: Wenn er 250 Euro Gerichtskosten bezahlt, wird das Verfahren gegen ihn auf eine Probezeit von zwei Jahren eingestellt. Zum Vorwurf der Sachbeschädigung am Taxi wurde der Polizist freigesprochen.
Der Weinbauer wurde zu drei Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. 1.000 Euro Schmerzensgeld muss er an den 19-Jährigen bezahlen, dem er beim Schlag ins Taxi die Nase gebrochen hatte. 230 Euro bekommt ein weiterer Fahrgast des Taxis, der durch einen Schlag des Weinbauern ebenfalls verletzt wurde. Vom Vorwurf der Sachbeschädigung wurde auch der Weinbauer freigesprochen, das Taxiunternehmen wurde auf den Zivilrechtsweg verwiesen. Der Weinbauer nahm das Urteil an.