Bezirk Neusiedl: Standort für neues Krankenhaus gesucht

„Einen Wahlkampfschmäh können wir uns nicht leisten. Das neue Krankenhaus wird gebaut.“ Das sagte KRAGES-Sprecher Leo Szemeliker im BVZ-Interview, nachdem Landeshauptmann Hans Peter Doskozil am Freitag den Neubau eines Krankenhauses im Neusiedler Bezirk verkündete – BVZ.at berichtete:
Der Zeitpunkt dieser Ankündigung, zwei Monate vor der Burgenländischen Landtagswahl, rief sofort Kritiker des Landeschefs auf den Plan. So ortete die LBL einen „Wahlkampfschmäh“, die ÖVP wiederum ein Ablenkungsmanöver, weil der Rechnungshof seinen Bericht über den Neubau des Oberwarter Krankenhauses veröffentlichte, siehe hier:
Seitens der Burgenländischen Krankenanstalten Gesellschaft (KRAGES) betont man allerdings die Notwendigkeit eines Neubaus und eines Standortwechsels. Das Krankenhaus Kittsee sei aus gesundheitsplanerischen Aspekten im Norden des Bezirkes ungünstig situiert, dessen Einzugsbereich liege zu einem Großteil nicht im Burgenland, außerdem wäre ein großer Investitionsbedarf gegeben. Landeshauptmann Doskozil nannte Zahlen: „70 Millionen Euro müssten in das Kittseer Krankenhaus investiert werden.“
Diese sollen nun nicht in eine Sanierung des vorhandenen Standortes fließen, sondern in einen Neubau. „Ab sofort wird ein Projektteam an der Standortsuche und allen nötigen Vorbereitungsschritten arbeiten.“ Als möglichen Standort habe man auf Basis eines Gutachtens den Raum zwischen Neusiedl, Weiden und Gols ins Auge gefasst.
„Dem neuen Spital könnte ein Veranstaltungssaal angeschlossen werden, der als Kulturzentrum mitgenutzt werden könnte.“Leo Szemeliker, KRAGES
Laut KRAGES-Informationen wird für den Neubau eines Spitals mit 120 bis 140 Betten inklusive Parkflächen ein Grundstück in der Größe von zwei bis drei Fußballfeldern gesucht. Vermutungen, wonach das neue Krankenhaus im Bereich des Neusiedler Betriebsgebietes „Prädium“ gebaut werden könnte, bestätigte Szemeliker nicht: „Der Auftrag zur Standortsuche wurde erst Mitte November erteilt. Ein Standort zwischen Neusiedl und Gols gilt am geeignetsten. Der Fokus liegt auf diesem Gebiet, weil es auch für Menschen aus dem Seewinkel in 30 Minuten erreichbar ist.“
Laut KRAGES soll sowohl bei der Grundstückssuche als auch bei der Planung an eventuelle Erweiterungsmöglichkeiten gedacht werden. Szemeliker spricht von einer „modularen Bauweise und Überlegungen, auch andere Entwicklungen mitzudenken“. So könnte dem Spital zum Beispiel ein größerer Veranstaltungssaal angeschlossen werden, der als Kulturzentrum mitgenutzt werden könnte.
Das neue Krankenhaus soll ein Standardspital werden, wie es sie derzeit in Oberpullendorf, Güssing und Kittsee gibt. Eisenstadt und Oberwart bleiben als Schwerpunktkrankenhäuser mit umfassendem Leitungsspektrum für die Versorgungsregionen Burgenland Nord und Burgenland Süd positioniert.
Geburtenstation nicht geplant
Im Rahmen der Aktion „Frag die BVZ“ wollte eine Leserin wissen, ob auch eine Geburtenstation im neuen Krankenhaus geplant ist. Nach heutigem Stand der Dinge verneint dies die KRAGES. Es gebe gesetzliche Vorgaben, wonach eine Geburtenstation dann offen zu halten sei, wenn 365 Geburten im Jahr an diesem Standort gezählt würden. Diesen Bedarf sieht die KRAGES momentan im Neusiedler Bezirk nicht.
Als Eröffnungsdatum für ein neues Spital ist laut Doskozil das Jahr 2030 realistisch. Bis dahin wird das Krankenhaus in Kittsee weitergeführt wie bisher und bei Bedarf werden auch weiterhin Investitionen getätigt. So sind bereits Betten für einen neuen Schwerpunkt in der Akut-Geriatrie und Remobilisierung eingerichtet worden. Mit dem Start eines neuen Krankenhauses im Bezirk soll der Standort Kittsee als Primärversorgungseinheit weitergeführt werden.