Güssing / Kittsee: Jubiläum für den „Arzt der Armen“

Burgenlands erster Seliger, Dr. Ladislaus Batthyány-Strattmann, bekannt als „Arzt der Armen“, begann seinen Weg als Suchender, fand seine Berufung als Augenarzt und entdeckte in seinem Tun und Leben Gott als Liebenden. Seine Frau, Gräfin Maria Theresia Coreth, mit der er 13 Kinder hatte, unterstützte ihn stets in seinem Wirken und führte ihn auch zu seinem tiefen Glauben. Der Fürst aus altem ungarischem Adel promovierte 1900 zum Doktor der Medizin und gründete Anfang des 20. Jahrhunderts zwei Spitäler: eines in Kittsee, eines in Körmend. Seine Operationen begannen und endeten mit einem Gebet. Das machte schon zu Lebzeiten seinen Ruf als Heiliger aus und wurde auch bei seiner Seligsprechung in Rom, am 23. März 2003, durch Papst Johannes Paul II. gewürdigt.
Anlässlich 20 Jahre Seligsprechung von Ladislaus Batthyány-Strattmann und der Eröffnung des Seligsprechungsprozesses seiner Frau Maria Theresia, laden Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics und János Székely, Bischof von Szombathely, kommenden Sonntag um 9.30 Uhr zum Festgottesdienst in die Basilika Güssing – die auch die Grabstelle des Seligen birgt – ein.
Statt Bezahlung ein Gebet
Als geschickter Operateur führte Batthyány-Strattmann in seinen drei Jahrzehnten als Arzt 3133 Operationen des Grauen Stars durch und behandelte täglich bis zu 100 Patienten aus armen Verhältnissen. Statt Bezahlung für die Behandlungen zu nehmen, gab er seinen Patientinnen und Patienten oft Geld und immer die Bitte, für ihn zu beten.
„Er hatte offene Augen für die Not der Menschen“
Als Augenarzt habe Ladislaus Batthyány-Strattmann nicht nur die Aufgabe gehabt, Menschen das Augenlicht medizinisch zurückzugeben, das Sehvermögen zu verbessern oder zu heilen, so Diözesanbischof Zsifkovics. „Er hatte auch offene Augen für die Not der Menschen. Stets sah er in seinen Patientinnen und Patienten Christus, und er wollte in ihnen letztendlich Christus begegnen. Er arbeitete Tag und Nacht für die Menschen, half ihnen und stand ihnen bei ihren körperlichen und seelischen Nöten.“
Vermittelt bekommen habe er diese Liebe Gottes von anderen, vor allem von seiner Frau Maria Theresia Coreth, so Bischof Zsifkovics, diesen Glauben habe er gelebt weitergegeben.
Tagebuch als Zeugnis eines erfüllten Lebens
Zum 20. Jahrestag der Seligsprechung von Dr. Batthyány-Strattmann und anlässlich des Seligsprechungsprozesses seiner Frau erscheint jetzt sein Tagebuch aus dem Jahr 1926. In diesem hält er seine Sorge um die Familie fest, seine Berufung zum Arzt, seine Dankbarkeit darüber, dass er seinen Weg, den er erst suchen musste, auch wirklich fand. „Gott allein weiß“, schrieb er am 11. Feber 1926, „ob nicht die Gebete des lieben Paters (Weiser; Anm. d. Red.) der Grund waren, dass ich den richtigen Weg zu Gott durch seine Gnade gefunden habe. Freilich nach Irrfahrten.“ Auch seine humorvolle Persönlichkeit dringt in seinen Aufzeichnungen durch. Das Tagebuch kann im MartinsShop in Eisenstadt und im Kloster Güssing (15 Euro) käuflich erworben werden.
1931 starb Batthyány-Strattmann. 1944 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet, der 2003 in Rom seinen feierlichen Abschluss fand. 14.000 Pilger aus aller Welt verfolgten am Petersplatz den Höhepunkt der Feierlichkeiten. Zum Auftakt wurde eine Messe vom damaligen Diözesanbischof Paul Iby gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn und dem ungarischen Primas Kardinal László Paskai gefeiert.