Böhm: „Türkis-grüner Antrag als Phantomdiskussion“

2030 soll ein neues Spital im Bezirkszentrum eröffnet werden. Soweit nichts Neues. Diskutiert wird allerdings weiterhin über den bestgeeignetsten Standort für dieses – zweifelsohne notwendige ¨– Projekt. Angeheizt wird die Debatte nun durch einen Vorstoß der Neusiedler ÖVP und der Neusiedler Grünen.
Das optionierte Grundstück unmittelbar beim Kreisverkehr zur Autobahnauffahrt zwischen Gols und Weiden am See spaltet Entscheidungsträger sowie Bevölkerung – vor allem wegen seiner Lage am Rande des Europaschutzgebietes Natura 2000. Als Standort für das Spital schlagen Neusiedls türkise und grüne Gemeinderatsmitglieder nun das Betriebsgebiet Prädium in der Bezirkshauptstadt vor. Darüber soll nun in der kommenden Gemeinderatssitzung Ende März diskutiert werden.
Am Montag brachten die beiden Fraktionen den Antrag ein, das Thema auf die Tagesordnung zu nehmen. Konkret fordern ÖVP und Grüne mit ihrem Antrag Bürgermeisterin Elisabeth Böhm (SPÖ) auf, mit dem Land in Verhandlungen über einen Krankenhausbau in Neusiedl am See zu treten.

Dass Neusiedls Vizebürgermeister Thomas Halbritter von der ÖVP ein Verfechter eines neuen Spitals in der Bezirkshauptstadt ist, weiß man spätestens seit seine Fraktion gemeinsam mit den Grünen einen Verkauf eines Neusiedler Grundstückes am geplanten Golser Standort verhindert hat. Im Zuge dieser Abstimmung sagte er bereits im Sommer, das neue Spital gehöre nach Neusiedl am See. Der damals begonnene Schulterschluss mit den Grünen in Sachen Krankenhaus wird nun fortgesetzt.
Warum der vorgeschlagene Standort in Neusiedl aus türkiser und grüner Sicht besser geeignet ist als jener in Gols? Im Vergleich mit den Golser Wiesäckern steige das Prädium denkbar gut aus, sind sich die beiden Fraktionen einig. Das Land besitze hier bereits 20 Hektar Bauland. Die Flächen seien gewidmet und mit Kanal, Wasser, Gas und Strom voll erschlossen. Das Gebiet liege zentral an der Autobahn und sei aus dem ganzen Bezirk schnell erreichbar.
Auf die besondere ökologische Komponente weist Gemeinderat Hannes Linhart (GRÜNE) hin: „Wenn das neue Krankenhaus in Neusiedl am Prädium gebaut wird, können die Auswirkungen auf die Umwelt deutlich geringer gehalten werden, als beim geplanten Standort in Gols. Das Spital würde hier nicht im Natura 2000-Gebiet liegen und der Nationalpark sowie das UNESCO-Weltkulturerbe wären durch den Bau nicht berührt. Ein neues Krankenhaus hierher zu bauen, wäre ein gutes Zusammenwirken von Gesundheitsversorgung und Klima- und Naturschutz.“
"Vorstoß ist überraschend"
Für Bürgermeisterin Böhm kommt der türkis-grüne Vorstoß überraschend: „Es scheint als wäre der Antrag eine Art Phantomdiskussion, denn die Entscheidung über den Standort ist bereits gefallen“, sagt sie gegenüber der BVZ. Der Standort in Gols sei von Experten wegen der Erreichbarkeit als der sinnvollste im Bezirk bestätigt worden (siehe Statement aus dem Landeshauptmann-Büro unten).
Auf die Frage, ob das Grundstück in der eigenen Gemeinde nicht doch auch Vorteile habe, zeigt sie sich skeptisch: „Ein Krankenhaus in ein Betriebsgebiet neben der A4-Autobahn, neben Hochspannungsleitungen und dem Outlet-Center Parndorf zu bauen ist aus gesundheitlichen und aus genesungsbedingten Gründen nicht gut. Das sehen auch die Experten so.“
Für den Gesundungsprozess eines Erkrankten sei auch die Umgebung eines Krankenhauses von großer Bedeutung, etwa für Spaziergänge in freier Natur. Auch eine größere Lärmbelastung und verkehrstechnischen Gründe würden gegen einen Standort am Prädium sprechen. „Es könnte lebensgefährlich werden, wenn zum Beispiel ein Krankenwagen wegen einem Stau beim Late Night Shopping im Outlet Center das Krankenhaus nicht rechtzeitig erreicht.“