Schlepper vor Gericht: „Ich habe Angst vor den Jungs“

Sechs Angeklagte aus Rumänien, Russland und Ukraine mussten sich vorige Woche wegen Schlepperei vor Gericht verantworten. Sie waren bis April 2022 vorwiegend in der mittleren Ebene der kriminellen Schlepperorganisation tätig.
Aufgeflogen waren die Täter im Zuge von Ermittlungen gegen eine große Schlepperorganisation. Zirka 70 Beteiligte wurden bereits verurteilt.
Ende April hatte in einer Schlepperunterkunft in Deutsch-Wagram eine Hausdurchsuchung stattgefunden, 18 Personen wurden verhaftet.
Sechs von ihnen mussten sich vorige Woche vor einem Schöffensenat am Landesgericht verantworten.
Einer von ihnen wies empört jede Schuld von sich: „Es ist nichts richtig in der Anklageschrift!“, erklärte er auf die Frage von Richterin Gabriele Nemeskeri, ob er sich schuldig bekenne.
Nicht geständig bekannten sich auch zwei weitere Angeklagte.
Andere gaben zwar zu, was ihnen persönlich vorgeworfen wurde, zogen aber Angaben zurück, die sie bei der Polizei hinsichtlich ihrer Mittäter gemacht hatten.
„Ich möchte über die anderen nicht sprechen“, sagte einer der Rumänen.
„Irgendwann komme ich aus der Haft heraus. Ich habe einfach Angst vor den Jungs.“ Er habe Autos für Schlepperfahrten vorbereitet und eine Annonce auf Facebook geschaltet, um weitere Schlepperfahrer anzuwerben.
Ein anderer Angeklagter berichtete, er sei von „zwei Rumänen“ geschlagen worden. Das soll ein weiterer Verdächtiger, der bereits verhaftet wurde, gefilmt haben.
Der Ukrainer gab zu, eine Schlepperfahrt selbst durchgeführt, Fahrer angeworben und zu Schlepperfahrzeugen gebracht zu haben.
Er selbst sei über Facebook angeworben worden.
Ukrainer prahlte mit hohen Einkünften
Seinem Vater gegenüber soll er auf WhatsApp geprahlt haben, dass er im Jänner 3000 Euro und im April 1600 Euro Lohn erhalten habe.
„Er versuchte, 16 Fahrer anzuwerben“, berichtete der Leiter der Ermittlungen, ein Kriminalbeamter aus Niederösterreich, über den Ukrainer.
Die drei geständigen Angeklagten wurden zu Haftstrafen zwischen 18 und 30 Monaten verurteilt.
Gegen die anderen drei Beteiligten wurde der Prozess vertagt.