Bruckneudorf: Irrtum wurde zur Sensation

SPÖ-Umweltgemeinderat und Naturschutzorgan des Landes Burgenland Bernhard Schütz liebt es, mit seiner Kamera durch das Naturschutzgebiet „Batthyanyfeld“ zu streifen und Fotos von der Vogelwelt zu machen. Ende April fotografierte er vermeintlich einen der häufigen Schilfrohrsänger. „Ich dachte mir nichts Besonderes und legte das Bild unbeachtet in den ewigen Weiten des Fotoarchivs ab“, erinnert sich Schütz.
„Ich dachte mir nichts Besonderes und legte das Bild unbeachtet in den ewigen Weiten des Fotoarchivs ab“ Bernhard Schütz
Mittlerweile beschäftigt das Foto Vogelkundler aus halb Europa. Bei einem Treffen von Ornithologen im Herbst machte Andreas Ranner vom Referat Arten- und Lebensraumschutz in der burgenländischen Landesregierung Schütz auf seinen Irrtum aufmerksam. Der von ihm fotografierte Vogel sei kein Schilfrohrsänger, sondern ein Seggenrohrsänger. Dieser gilt als die einzige weltweit bedrohte Singvogelart Europas.
Die Hauptvorkommen befinden sich in Polen, der Ukraine und Weißrussland, für das Winterquartier zieht er entlang der Nordsee- und Atlantikküste nach Westafrika. Die Lebensraumansprüche des Seggenrohrsängers sind hoch: Der Lebensraum muss sehr insektenreich sein, damit es dem Weibchen allein gelingt, die Jungen erfolgreich aufzuziehen. Typische Standorte sind Niedermoore mit maximal achtzig Zentimeter hohen Seggenbeständen und einem Wasserstand in den Seggenbeständen (Sauergrasgewächs) von einem bis zehn Zentimetern.
Dass der seltene Vogel nun in Bruckneudorf gesichtet wurde, gilt als Sensation und gibt den Vogelkundlern Rätsel auf. Denn der von Schütz abgelichtete Vogel trägt einen Ring, der ihm in Frankreich verpasst wurde, und er ist damit eines von zwei registrierten Exemplaren seiner Art. Seither beschäftigt sich auch der französische Naturschutzverband „Bretagne Vivante“ mit 135 Schutzgebieten mit der Entdeckung des Bruckneudorfers.
„Hoffentlich wird sich zeigen, ob das Batthyanyfeld ein wichtiger Rastplatz für Seggenrohrsänger wird. Das wäre sicher für den Schutz des Standorts sehr relevant“ Ivan Maggini
Gerätselt wird nun, ob der Seggenrohrsänger auf seiner Reise in den Osten eine andere Route wählt als bei seiner Rückkehr ins Winterquartier und ob seine Sichtung nicht vielleicht sogar ein Zeichen für die Rückkehr des seltenen Vogels sein könnte.
„Hoffentlich wird sich zeigen, ob das Batthyanyfeld ein wichtiger Rastplatz für Seggenrohrsänger wird. Das wäre sicher für den Schutz des Standorts sehr relevant“, erklärt Ivan Maggini von der Österreichischen Vogelwarte der Veterinärmedizinischen Universität Wien.