Die Gründe für Böhms Triumph

„So viele Leute wie heute waren hier noch nie“, staunte ein SPÖ-Anhänger bei der Wahlparty im 1. Stock der Arbeiterkammer. Der klare Wahlsieg von Elisabeth Böhm in der Stichwahl um den Bürgermeistersessel war selbst für eingefleischte SPÖ-Optimisten eine Überraschung.
Lag die Elisabeth Böhm beim ersten Wahlgang noch 134 Stimmen hinter Thomas Halbritter (knapp 3 Prozent), so war das Ergebnis am Stichtag ein komplett anderes: Mit einem Vorsprung von 7,62 Prozent ging erstmals in der Geschichte Neusiedls eine Frau als Gewinnerin der Stichwahlen hervor. Doch wie kam es dazu? Ein paar Versuche, dies zu erklären:
„Plan N“: Die SPÖ präsentierte als Erste ein umfangreiches Wahlprogramm, einen Plan für Neusiedl am See. Aufwendig produziert und gestaltet von Andreas Wenth, der eine eigene Werbeagentur besitzt, auf der SPÖ-Liste kandidierte, und den Einzug in den Gemeinderat schaffte. Hier wurde viel Geld und Zeit investiert. „So einen Wahlkampf haben wir noch nie geführt, noch nie so viel investiert“, sagt Böhm.
Die Persönlichkeit von Böhm: Sie gilt als glaubwürdig und mischt sich gerne unters Volk.

Die guten Verbindungen nach Eisenstadt: „Vonseiten des Landes werden wir alles unternehmen, um Neusiedl zu unterstützen“, versprach Landeshauptmann Hans Niessl, als er seiner Kandidatin bei der Wahlparty gratulierte. Klarer Wunsch nach Veränderung: Die Unzufriedenheit der Neusiedler mit der finanziellen Lage und notwendigen Konsolidierung trug sicher maßgeblich zur Wahlentscheidung bei, wurde die ÖVP, die lange die absolute Mehrheit besaß, dafür verantwortlich gemacht.
Seit Mitte April stand Thomas Halbritter als ÖVP-Spitzenkandidat fest. Vielleicht war der Zeitpunkt zu kurz, um den Bürgern glaubhaft zu kommunizieren, dass es in der ÖVP seither viele Änderungen gab. Die SPÖ setzte bei ihrer letzten Plakatserie vor der Stichwahl auf das Schlagwort Transparenz. Vor allem bei den Finanzen. Seit den Gemeinderatswahlen 2012 ist die Zahl der Wahlberechtigten um 600 angewachsen. Die ÖVP konnte 2017 zu wenig Stimmen zulegen.
Von den 6407 Wahlberechtigten verzichteten fast 2000 darauf, ihre Stimme abzugeben. Das verlängerte Wochenende und die schulautonomen Tage nutzten viele Familien, um in Urlaub zu fahren.