Schilfmanagement: Kontrolliertes Abbrennen gefordert

Erstellt am 13. August 2022 | 05:57
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Alter umgebrochener Schilfbestand am Neusiedler See.
Foto: Erwin Nemeth
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Wie eine aktuelle Studie der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich zeigt, ist das Schilf des Neusiedler Sees überaltert und wird für die vorkommenden Vogelarten zunehmend unattraktiv.

Selbst für Arten, die an ältere Schilfbestände angepasst sind, erweisen sich große Teile des Schilfgürtels rund um den Neusiedler See als zu degradiert. Damit gehe wichtiger Lebensraum für Brutvögel verloren und es komme zu dramatischen Rückgängen in den Bestandszahlen der hier brütenden Singvögel und Rallen, warnt BirdLife.

Auch das Aushängeschild des Nationalparks, der Silberreiher, ist mittlerweile betroffen. Er hat heuer nicht mehr im Nationalpark genistet.

„Wir werden ab Herbst alternative Erntemaschinen testen.“

Für die Vogel- und Naturschutzorganisation erscheint ein kontrolliertes Brandmanagement die einzige erfolgsversprechende Maßnahme zu sein, um den Schilfgürtel zu verjüngen und seine Vogelvielfalt zu bewahren, da das am Boden liegende Altschilf aller Voraussicht nach nicht ohne dauerhafte Schäden geerntet werden kann.

Das Abbrennen von alten Schilfbeständen ist keine neue Idee, sondern war in der Region viele Jahre gelebte Praxis, bis es aus Luftreinhaltungs- und Klimaschutzgründen gesetzlich in den 1990er-Jahren verboten wurde. Dass es ein abgestimmtes Schilfmanagement rasch bedarf, weiß aber auch der zuständige Landesrat Heinrich Dorner. Deshalb wurde mit 1. Juli 2022 die Seemanagement Burgenland GmbH (SMB) gegründet, um sich dieser Herausforderung zu stellen.

Aufgabe der SMB ist neben Entschlammungsarbeiten am See eine regelmäßige Pflege und periodische Verjüngung von Schilfflächen, die nicht klassisch von Erntebetrieben bewirtschaftet werden oder auf Grund der zunehmend wärmeren Winter und der damit fehlenden Eisdecke nicht bearbeitet werden können.

„Darum werden wir bereits ab Herbst alternative Erntemaschinen testen. Vergessen darf man nämlich nicht, dass das Spiel mit dem Feuer nicht ganz ungefährlich ist und ebenfalls zahlreiche technische Vorbereitungsarbeiten benötigen würde (z.B. Errichtung von Brandabschnitten mit entsprechenden Brandschneisen)“, heißt es aus dem Büro Dorner auf Nachfrage der BVZ.

Brandmanagement auch auf Sylt und Lüneburger Heide

Einem gezielten Abbrennen ist auch Nationalpark-Direktor Hannes Ehrenfeldner nicht ganz abgeneigt, wie er in einem BVZ-Interview im Frühjahr erklärte. Denn der Boden werde mit Schilf sozusagen durchseucht und der normalerweise sehr salzige Charakter der Lacke verschwinde.

Beispiele für praktiziertes Brandmanagement gebe es einige, etwa auf Truppenübungsplätzen, weil dort aufgrund von vielen Blindgängern eine große Gefahr bestehe, wenn man mit irgendwelchen Maschinen dort hineinfährt. „Aber auch auf der Lüneburger Heide oder auf den vorgelagerten Inseln im Wattenmeer wie Sylt werde regelmäßig in der Saison, wenn nur ganz wenige Touristen dort sind, gezielt gebrannt.“