Fluglärm: Eine Region ruft „SOS“. Parndorfer Verein „ÜbersLeben“ hat sich der Initiative „SOS Region Ost“ im Kampf gegen Fluglärm, Nachtflugverbot und anderen Umweltbelastungen angeschlossen.

Mitte März war es über Parndorf plötzlich ruhig: Die vielen Flugzeuge, die davor zu allen Tag- und Nachtzeiten über der Region östlich des Flughafens Wien verkehrten, blieben coronabedingt auf dem Boden.
Nach einigen Monaten relativer Ruhe nimmt der Flugverkehr dieser Tage wieder Fahrt auf. In Parndorf werden gerade in den frühen Morgenstunden wieder viele Flieger wahrgenommen.
Einige engagierte Parndorfer haben sich aus diesem und vielen anderen Gründen der Bürgerinitiative „SOS Region Ost“ angeschlossen.
Dieser Initiative gehören mittlerweile rund 50 Bürgerinitiativen sowie eine Vielzahl von Vereinen und Privatpersonen aus zehn Gemeinden in den Bezirken Bruck an der Leitha, Gänserndorf und Neusiedl am See an. „SOS Region Ost“ setzt sich für mehr Lebensqualität und gegen Fluglärm, Transitverkehr, das Projekt Breitspurbahn und Mülldeponien ein. Sprecherin von „SOS Region Ost“ ist die Ärztin Jutta Leth aus Zwölfaxing.
Als Geburtsstunde der Initiative „SOS Region Ost“ kann der Protestmarsch im Bezirk Bruck im Juli 2019 gesehen werden. Auch eine Delegation aus dem Neusiedler Bezirk war dabei und es kam zu Vernetzungsgesprächen zwischen dem Parndorfer Umweltschutz-Verein „ÜbersLeben“ und dem „VEG“ (Verein zur Erhaltung und Verbesserung des Gallbrunner und Stixneusiedler Lebensraumes).
Peter Liehl, Obmann des Vereins „ÜbersLeben“, erinnert sich im BVZ-Gespräch an die ersten Gespräche: „Die Gallbrunner haben sich an uns gewandt, weil sie an unserem Know-how interessiert waren, das wir bei unserem Kampf gegen die Giftmülldeponie sammeln konnten“, erinnert sich Liehl an das Jahr 2011, als die Planung einer Reststoffdeponie auf Parndorfer und Neudorfer Hotter nach massiven Protesten wieder aufgegeben wurde. Im Zuge dieser Proteste wurde auch der Verein „ÜbersLeben“ gegründet. In Gallbrunn wird indessen noch immer gegen die Umsetzung der geplanten Deponie „Kalter Berg“ protestiert.
Getreu dem Motto „Gemeinsam sind wir stärker“ wird in der Dachorganisation „SOS Region Ost“ nun Stimmung gegen eine Vielzahl an Großprojekten gemacht, die aus Sicht der Mitglieder die Lebensqualität im östlichen Niederösterreich und Nordburgenland massiv einschränken würden.
Im Falle des Flughafens Wien spricht sich „SOS Region Ost“ klar gegen die dritte Piste und für wesentlich strengere Umweltschutz-Maßnahmen seitens des Airports aus.
Flughafen Zürich als Vorbild für Wien?
Der Flughafen Zürich, wo seit Jahren strenge Regeln zur Regulierung des Flugverkehrs gelten, dient hierfür als Vorbild. Der Flughafen hebt etwa nicht nur Lande- und Passagiergebühren ein, sondern verlangt lärm- und emissionsabhängige sowie tageszeitabhängige Gebühren von landenden Maschinen.
Der Airport Wien-Schwechat hingegen würde mit niedrigen Gebühren Billig-Airlines geradezu anlocken, kritisieren die Mitglieder der Bürgerinitiative. „SOS Region Ost“ wünscht sich auch, dass in mehreren Gemeinden rund um den Flughafen unabhängige Luftgüte-Messstationen aufgestellt werden. „ÜbersLeben“-Obmann Peter Liehl weist insbesondere auf die unsichtbare Gefahr von Ultrafeinstaub hin, der von den Strahltriebwerken der Flugzeuge ausgestoßen wird.
Den Parndorfer Mitgliedern der Bürgerinitiative ist eine Reduktion des Verkehrs rund um das örtliche Betriebsgebiet mit den Outlet Centern ein besonders großes Anliegen. Ein Shuttle-Service und eine bessere Anbindung des Bahnhofes Parndorf Ort seien hierfür unerlässlich, betont Christa Wendelin, Grüne Gemeinderätin in Parndorf.
Ein weiteres wichtiges Thema sei, der Bodenversiegelung auf Parndorfer Hotter einen Riegel vorzuschieben.
Die Bürgerinitiative „SOS Region Ost“ will in Zukunft geschlossen auftreten, um bei Umwelt-Missständen Alarm zu schlagen, und erhofft sich auch Unterstützung von politischen Entscheidungsträgern. Als Nächstes stehen Besuche einiger Mitglieder bei Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sowie im Umweltministerium bei Staatssekretär Magnus Brunner an.