2G im Bezirk Neusiedl: „Besser als ein Lockdown“
2G im Bezirk Neusiedl: „Besser als ein Lockdown“. „Geimpft oder genesen“, heißt es ab sofort in vielen Bereichen: Was Touristiker und Veranstalter darüber denken.
Die Ankündigung der Bundesregierung am Freitag, schon ab Montag in vielen Bereichen die 2G-Regel (geimpft oder genesen) einzuführen, kam nicht ganz überraschend, aber sehr schnell. Über das Wochenende mussten sich Gastro- und Tourismusbetriebe, körpernahe Dienstleister und Veranstalter auf die neue Maßnahme einstellen.
Die BVZ hat sich im Bezirk umgehört und Reaktionen eingeholt. Eines vorweg: Tourismusbetriebe können sich durchwegs gut mit der neuen Regel arrangieren, die Probleme liegen hier anderswo. Für Veranstalter wird es nun aber wieder richtig schwierig und erste Absagen sind bereits getätigt.
3G-Regel am Arbeitsplatz größere Herausforderung
In der St. Martins Therme in Frauenkirchen sieht man die 2G-Regel als Chance, den Gästen dank der bereits etablierten Maßnahmen, mit denen man bis dato gut durch die Pandemie gekommen ist, einen erholsamen und sicheren Urlaub bieten zu können. Die geänderten Vorgaben würden allerdings auch zu Verunsicherungen bei den Gästen führen: „Es kommen zahlreiche Rückfragen und auch einige Stornos. Am stärksten betroffen ist der Veranstaltungsbereich, wo es vermehrt zu kurzfristigen Absagen gekommen ist“, sagt Geschäftsführer Klaus Hofmann.
Als Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung spricht er aber auch andere Probleme an: „Die weit größere Herausforderung sehen wir aktuell im Bereich der 3G-Regelungen für Mitarbeiter. Da viele unserer Mitarbeiter in Ungarn leben, stellt sich das Testen vor Dienstantritt als durchaus problematisch dar, weil Ungarn bei weitem nicht die Testinfrastruktur bietet, die in Österreich – allem voran in Wien – etabliert wurde.“
Hofmann wünscht sich, dass auch im Burgenland die Gurgeltests an sieben Tagen der Woche abgegeben werden können: „Im Tourismus ebenso wie in den Gesundheitsberufen ist das dringend notwendig. Gerade in den grenznahen Bereichen wären zudem zusätzliche Abgabestellen für die Tests erforderlich“, betont er.
Mit Stornierungen muss man sich auch im Feriendorf VILA VITA Pannonia in Pamhagen abfinden, aber Geschäftsführer Joe Gelbmann sieht die Dinge pragmatisch. „Man muss fairerweise schon sagen, dass es vor allem bei Seminar-Kleingruppen Stornierungen beziehungsweise Verschiebungen gibt, aber die 2G-Regelung ist immerhin besser als ein Lockdown.“
Problematisch wird es laut Gelbmann dann, wenn Österreich wieder als Hochrisikoland eingestuft werden und es Einreisebeschränkungen von Deutschland geben würde. „Dann hätten wir ein Problem.“ Das Feriendorf hat seine Tore von Ende November bis 27. Dezember allerdings ohnehin geschlossen – lediglich das neue Restaurant „die Möwe“ ist in dieser Zeit weiterhin für die Bevölkerung zugänglich.
Eine klare positive Position gegenüber der 2G-Regel bezieht Gunter Farnleitner, Geschäftsführer des Kurhauses Marienkron: „Es ist eine klare Vorgabe, die insgesamt einen guten Ansatz für die Bekämpfung der Pandemie darstellt.“ Für den Mönchhofer Gesundheitsbetrieb hat die neue Maßnahme kaum Veränderungen gebracht, da hier schon seit Monaten strengere Regeln galten: „Bereits vor der neuen Verordnung kamen über 95 Prozent der Gäste mit einer Impfung. Die wenigen ungeimpften Gäste wurden bei uns alle zwei Tage getestet. Es ist anzumerken, dass eine Anreise in Marienkron seit Monaten nur mit gültiger Testung möglich ist – auch bei vollständig geimpften Personen. Auch geimpfte Gäste werden wöchentlich von uns im Kurhaus getestet“, betont Farnleitner gegenüber der BVZ.
Mit Stornierungen hat man in Marienkron nicht zu kämpfen, gerade wegen der strengen Regeln: „Wir haben seit Monaten das Feedback, dass sich die Gäste in unserem Kurhaus sicher und wohlfühlen.“
Mehraufwand für Veranstalter
Veranstaltungen in den Gemeinden sind seit bald zwei Jahren rar geworden. In Parndorf will man der Bevölkerung mit dem geplanten Adventdorf von 19 bis 21. November laut Bürgermeister Wolfgang Kovacs „ein kleines Stück Normalität“ zurückbringen – das allerdings auf wackeligen Beinen steht. „Wir haben uns mühsam durchgerungen, das Adventdorf durchzuführen. Ich hoffe, wir trauen uns noch“, sagt Bürgermeister Kovacs am Dienstag im BVZ-Gespräch. Nach Beratungen am Vortag will man die Veranstaltung zwar trotz 2G-Regel durchziehen, dass in Zeiten einer Pandemie aber „nix fix“ ist, kann man seinem Kommentar entnehmen. Einige Aussteller für den Indoor-Bereich haben bereits abgesagt. Mit einem strengen Sicherheitskonzept soll der Event aber stattfinden. Das bedeutet, das Areal wird abgegrenzt und die 2G-Regel durch Security-Mitarbeiter streng kontrolliert. „Ich will auf der sicheren Seite sein. Wir haben relativ viele Ungeimpfte in der Gemeinde. Ich will keinen Hotspot haben“, so der Ortschef. Die Mehrkosten trägt als Organisator die Gemeinde.
Nicht alle können oder wollen sich das leisten. In Weiden am See hat man sich am Montag entschlossen, den Adventmarkt abzusagen. „Die teilnehmenden Vereine sind sehr verunsichert. Viele glauben, dass die Infektionszahlen noch steigen werden und wollen kein Risiko eingehen“, erklärt Martina Schlegel vom Weidener Tourismusbüro. Der zusätzliche Aufwand, der durch die bestehenden Regeln zu betreiben sei, bringe auch hohe finanzielle Kosten mit sich.
Nicht nehmen lassen will man sich in Weiden aber das Martiniloben: Von 12. bis 14. November heißt es dort „Gemma Köllaschaun“. Klarerweise gilt die 2G-Regel und diese wird bei der Registrierung im Gemeindezentrum auch genau kontrolliert.
Noch einmal zurück zum Adventprogramm im Bezirk: In Neusiedl am See hält man bis dato noch an den Plänen fest: Erstmals soll es einen „Advent am See“ entlang der Seepromenade geben. Der größte Weihnachtsmarkt des Bezirkes auf Schloss Halbturn wurde allerdings bereits lange im Vorfeld abgesagt.