Donauwasser für den Seewinkel. Donauwasser soll nicht nur dem Neusiedler See zu einem höheren Pegel verhelfen. Auch der Grundwasserspiegel in der Region soll davon profitieren.

Die Zuleitung von Donauwasser in den Neusiedler See ist angesichts des niedrigen Pegelstands des Steppensees seit Wochen ein heiß diskutiertes Thema. Eine „Task Force“ im Amt der Burgenländischen Landesregierung hat sich diesem Thema - wie berichtet – angenommen. Es soll untersucht werden, ob eine Dotierung machbar und ökologisch sinnvoll ist. Die Task Force hat aber nicht nur den See im Blick, sondern auch den Wasserhaushalt im Seewinkel und im Hanság-Gebiet.
Die Grundwasser-Reserven im einstigen Sumpfgebiet wurden aufgrund der niederschlagsarmen Wintermonate 2019 und 2020 geringer. Dazu kommen Befürchtungen, dass aufgrund des Klimawandels in der Landwirtschaft künftig vermehrt bewässert werden muss, was wiederum Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel haben wird.
Stauanlagen für Entwässerungskanälefsf
„Wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Entwässerungssysteme gebaut, um den sumpfigen Boden für die Landwirtschaft nutzbar zu machen, so ist es heute unser Ziel, das Wasser länger in der Region zu halten“, erklärt Christian Sailer, Leiter der Task Force. Erster Schritt soll es sein, in die vorhandenen Entwässerungsgräben, die Regenwasser in den Einserkanal ableiten, Stauanlagen einzubauen. Die Aufgabe der Task Force ist es nun, zu eruieren in welchen der etwa 20 Kanälen das Sinn macht. Ein Konzept ist laut Sailer bereits fertig, eine Machbarkeitsstudie soll Ende Oktober vorliegen.
In einem weiteren Schritt ist die Dotierung des Grundwassers im Seewinkel angedacht. Das hätte zwei Vorteile: „Einerseits für die Bewässerung in der Landwirtschaft, andererseits für das Lackensystem“, erklärt Sailer. Vor allem die im Nationalparkgebiet besonderen Sodalacken seien durch einen niedrigen Grundwasserspiegel gefährdet. „Vergrößert sich der Abstand zwischen Lackenboden und Grundwasserspiegel auf über 50 Zentimeter, passiert der Nachtransport des Salzes nicht mehr“, beschreibt der Experte, „die Sodalacken würden ‚aussalzen‘“. Eine direkte Dotierung der Sodalacken stehe aber nicht zur Debatte, das wäre kontraproduktiv.
Das Wasser für die Dotierung soll aus einem Altarm der Donau bei Mosonmagyarovar, aus der Mosoni Duna, kommen. Auf ungarischer Seite besteht bereits ein neun Kilometer langer Kanal, den die Ungarn nun um weitere zwölf Kilometer in Richtung österreichischer Grenze verlängern wollen. „Die Ungarn haben bereits die Erlaubnis 6,5 Kubikmeter pro Sekunden aus dem Donau-Altarm etwa für die Bewässerung in der Landwirtschaft zu entnehmen. Um die Verlängerung des Kanals bauen zu können, wird dort das Projekt nun wasserrechtlich eingereicht“, so Sailer.
Der Kanal könnte bis zur Grenze bei Jánossomorja gebaut werden, dort könnte auf österreichischer Seite, etwa auf Höhe Andau das Projekt in österreichische Hand gelegt werden und Donauwasser in den Seewinkel und in weiterer Folge zum Zicksee und zum Neusiedler See gebracht werden.
Bis es soweit ist, werden allerdings noch einige Jahre vergehen, viele Proben entnommen, zahlreiche Studien entstehen und unzählige Behördenverfahren notwendig sein. Denn das Projekt wird nur Realität, wenn die Qualität des Donauwassers passt. Das zu prüfen, ist nun Aufgabe der Task Force. „Dabei untersuchen wir auch, wie sich das Wasser auf seinem Weg vom ungarischen Donau-Altarm bis nach Österreich verändert.“
Klar ist, dass das Wasser gepumpt werden müsste, weil der Übergabepunkt an der Grenze auf einem sehr niedrigen Niveau liegen würde (Seehöhe 116 m ü.A.).