Bezirk Oberpullendorf: 81 Betriebe in Kurzarbeit

Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus haben sich auch massiv auf die Arbeitswelt ausgewirkt. Die BVZ sprach mit der Leiterin des Arbeitsmarktservice Oberpullendorf, Jutta Mohl, über Entwicklung der Arbeitslosenzahlen, Kurzarbeit und die Aussichten für den Arbeitsmarkt.
BVZ: Wie ist die derzeitige Lage am Arbeitsmarkt im Bezirk Oberpullendorf?
Etliche Branchen suchen händeringend Personal – wie zum Beispiel der Baubereich. Jutta Mohl
Jutta Mohl: Von Jänner bis November 2020 waren durchschnittlich 1.273 Menschen arbeitslos. Das ist ein Viertel mehr (+24,42 Prozent) als im Vorjahr. Der durchschnittliche Bestand an offenen Stellen und Lehrstellen ist leicht gesunken. Durchschnittlich waren beim AMS Oberpullendorf von Jänner bis Oktober 180 offene Stellen gemeldet. Die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten ist im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert. Mit Ende Oktober 2020 waren im Bezirk Oberpullendorf 14.666 Personen unselbstständig beschäftigt – im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 0,4 Prozent. Ende November 2020 waren im Bezirk 1.135 Personen arbeitslos gemeldet – das sind um 230 Personen (25,4 Prozent) mehr als im November 2019.
BVZ: Welche Branchen sind besonders von der Corona-Krise betroffen?
Jutta Mohl: Tourismus, Gastgewerbe und Verkauf – ausgenommen der Lebensmittelhandel.
BVZ: Gibt es auch Branchen, in denen jetzt offene Stellen angeboten werden?
Jutta Mohl: Etliche Branchen suchen händeringend Personal – wie zum Beispiel der Baubereich. Trotz des bevorstehenden Winterbeginns ist Fachpersonal am Bau gefragt. Auch im Einzelhandel wird Personal gesucht – vor allem im Lebensmittelbereich. Viele offene Stellen gemeldet haben wir auch im Metall- und im Elektrobereich. Im Pflegebereich gibt es auch immer Bedarf an ausgebildetem Personal.
BVZ: Stichwort Kurzarbeit: Wie viele Anträge sind heuer eingelangt und gibt es seit Anfang November dazu wieder vermehrt Anfragen?
Jutta Mohl: Von 1. März bis 30. September 2020 haben 420 Betriebe Kurzarbeit im Bezirk Oberpullendorf beantragt. Betroffen hat das 5.525 Personen. Seit 1. Oktober haben 81 Betriebe Kurzarbeit angemeldet – betroffen sind diesmal 955 Personen. Wie vermutet gab es seit dem 1. November 2020 wieder mehr Anträge – der zweite Lockdown bremst den Arbeitsmarkt weiter. Kurzarbeit hat sich auch bei uns im Bezirk sehr positiv ausgewirkt.
BVZ: Wie funktioniert Arbeitsmarktservice in Zeiten der Corona-Krise?
Jutta Mohl: Wir haben sehr klare Vorgaben und legen höchsten Wert auf den Schutz unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und auch unserer Kunden und Kundinnen. Wir wollen die Dienstleistungen des AMS auch während Corona gewährleisten können, daher werden die Vorschriften und Vorgaben penibel eingehalten. Bereits seit März 2020 gibt es im AMS eingeschränkte Öffnungszeiten. Wir haben derzeit von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Zusätzlich haben wir Securityunterstützung, damit wirklich nur jene Kunden ins AMS kommen, wo tatsächlich eine persönliche Vorsprache erforderlich ist. Seit Beginn von Corona ist es auch möglich, sich telefonisch arbeitslos zu melden. Online Betreuung und Telefonische Betreuung stehen derzeit im Vordergrund. Wir haben auch ein Team, das im Homeoffice arbeitet. Besprechungen finden ausschließlich online oder in Telefonkonferenzen statt.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten?
Jutta Mohl: Ich bin – wie immer – optimistisch: wenn die Corona Zahlen zurückgehen, wird der Arbeitsmarkt wieder anspringen. In einigen Branchen kann sich die Krise später auswirken – da hoffen wir das Beste. Das AMS hat es sich zur Aufgabe gesetzt, in der Krise mehr zu schulen. Unser Schulungsbudget wurde aufgestockt. Wir forcieren Höherqualifizierung – vor allem Fachausbildungen. Arbeitslose Menschen, die keine oder keine verwertbare Ausbildung haben, sollten die Krise als Chance sehen und sich weiterbilden. Wir bieten dazu professionelle Beratung durch unserern BIZ Berater an. Facharbeiter werden spätestens nach einer Erholung des Arbeitsmarktes wieder gefragt sein. Ich finde es wichtig, Arbeitslosigkeit sinnvoll zu nutzen und Weiterbildungsangebote anzunehmen.