Tamara Strass als Hebamme in Tansania

Nicht alltägliche Erfahrungen konnte Tamara Strass aus Landsee sammeln. Sie war als Hebamme in Tansania tätig. Im vierten Semester ist es für Hebammenstudentinnen vorgesehen, ein Wahlpraktikum zu absolvieren. Den Studentinnen wurde nahegelegt, dieses außerhalb des üblichen Krankenaussettings zu verbringen, um so Erfahrungen sammeln zu können. „Meine Studienkolleginnen Marie Hamedinger und ich wollten in ein Entwicklungsland, um dort Schwangeren, Gebärenden, Müttern und Kindern helfen zu können“, erzählt Tamara Strass. Über die Organisation „World Unite“ konnten sie dann Kontakt mit einem kleinen Krankenhaus in Tansania aufnehmen.
Tamara Strass war eineinhalb Monate in Moshi, einer Stadt am Fuße des Kilimanjaros, im Pasua Health Care Center tätig. In diesem Gesundheitszentrum werden schwangere Frauen, Gebärende und Kinder unter 5 Jahren gratis behandelt. „Überwiegend haben wir im Kreißsaal gearbeitet. Wie auch in Österreich haben wir die Frauen während der Geburt betreut, Geburten durchgeführt und uns um Mama und Baby nach der Geburt gekümmert“, erinnert sie sich.

Da die beiden Studentinnen wussten, dass es den Menschen im Krankenhaus in Tansania an den einfachsten Dingen fehlen würde, haben sie sich vor dem Auslandsaufenhalt bemüht, Spenden und Produktspenden zu sammeln. „Dank der freiwilligen Spenden der Besucher des Faschingsfestes der Jugend Landsee und der Spende des Jugendvereins Landsee konnten wir 500 Dollar an das Pasua Health Care Center übergeben. Ein großes Dankeschön – oder auf Swahili ‚Asante Sana‘ - an die Besucher des Kinderfaschingsfests der Jugend Landsee und an den Jugendverein Landsee für ihre großzügigen Spenden“, so Strass. Das Geld wird für die Einrichtung eines Operationssaales verwendet werden.
„Gelernt, mit nichts zu arbeiten“
Bei ihrem Aufenthalt konnte Strass viele Erfahrungen machen und auch aus jedem Moment etwas mitnehmen. „Es war fundamental anders. Ich habe gelernt, wie es ist, mit nichts zu arbeiten. Zum Beispiel war ich es davor gewohnt, bei Frauen mit bestimmten Risikofaktoren die Herztöne des Babys mit einem CTG zu überwachen, was leider in Afrika nicht möglich war“, erinnert sie sich. Eine der wertvollsten Erfahrungen war die Teilnahme an einem Projekt in Waisenhäusern.
Strass hat Rachel Mercer, eine Kinderärztin aus England, kennengelernt, die immer wieder Auslandseinsätze macht. Sie plante Gesundheitschecks für Waisenkinder, um so auch jenen Kindern helfen zu können, die keine Familie mehr haben. „Begeistert von ihrer Idee, beschloss ich, mich ihr anzuschließen. Gemeinsam mit zwei einheimischen Augenärzten, einem einheimischen Doktor und einem Laborassistenten konnten wir insgesamt über 100 Waisenkinder untersuchen“, führt sie aus. „Mithilfe dieser Check-Ups konnten wir elf Kinder ausfindig machen, die eine vermeidbare Blindheit entwickeln und nun behandelt werden können. Wir haben bei acht Kindern eine Sehschwäche festgestellt, denen wir Brillen anfertigen ließen und wir haben auch viele Kinder mit verschiedenen Krankheiten identifiziert, denen wir die entsprechenden Medikamente besorgen konnten“, so Strass.
"Das Leuchten in seinen Augen war unbeschreiblich“
Besonders in Erinnerung ist ihr auch der 2-jährige Timo geblieben, der bereits begonnen hatte, eine Blindheit zu entwickeln. Der Junge hatte bereits eine Sehschwäche mit 8,0 Dioptrin.

„Nachdem wir ihm seine Brille aufsetzten, stand sein Mund offen und seine erste Reaktion war, sich die Brille wieder herunterzureißen und nach einigen Sekunden versuchte er, sich die Brille wieder selbst auf zusetzen. Das Leuchten in seinen Augen, als er das erste Mal in seinem Leben richtig sehen konnte, war unbeschreiblich“, erzählt sie über einen besonders erinnerungswürdigen Moment.
„Zu sehen wie Menschen die fast nichts haben, trotzdem alles teilen und jeden Menschen in ihrer Mitte willkommen heißen, unabhängig davon wo sie her kommen oder welche Hautfarbe sie auch haben, hat mir gezeigt, dass wir in gewisser Weise vielleicht mehr von ihnen lernen können als sie von uns“, ist sie überzeugt.
Im Jahr 2017 hat Strass mit dem Studium an der Fachhochschule IMC Krems begonnen. Im September startet das fünfte von sechs Semestern. „Im nächsten Herbst werde ich dann hoffentlich mit meinem Bachelor abschließen. Ich würde nach meinem Abschluss gerne zu Hause eine Stelle als Hebamme antreten, aber wer weiß was das Leben noch für mich bereithält“, meint sie.