Freundin geschlagen: „Überall war Blut“

Am dritten Prozesstag war der Angeklagte nüchtern genug, um dem Gang des Verfahrens folgen zu können. Ein Urteil gab es auch diesmal nicht. Nachdem sich der 40-jährige Angeklagte Anfang Mai nicht schuldig bekannt hatte, war er zum nächsten Prozesstermin im Juni stockbesoffen vor Gericht erschienen – damals war es nicht möglich gewesen, die Verhandlung durchzuführen. „Wie geht es Ihnen heute?“, erkundigte sich deshalb Richterin Doris Halper-Praunias vorige Woche beim Angeklagten. „Ich bin voll da“, beteuerte dieser.
Im Oktober 2010 soll er seine damalige Freundin stundenlang misshandelt haben. Was passiert war, schilderte das mutmaßliche Opfer bei einer Befragung durch das Gericht, die auf Video aufgezeichnet worden war. Der Angeklagte habe ihren Kopf gegen die Wand geschlagen, sie mit einer Waffe bedroht, ihr einen Plastiksack über den Kopf gestülpt und ihr die Luft abgeschnürt, sie in die Badewanne gestoßen und unter Wasser gedrückt.
„Er sagte, das macht man bei der Fremdenlegion so“, so die Frau. Sie sei immer wieder ohnmächtig geworden und am nächsten Vormittag im Bett zu sich gekommen. Ihr Peiniger habe sie dann mehrfach vergewaltigt. „Ich hatte keine Kraft, wollte nur, dass er aufhört“, erinnerte sie sich. Sie habe große Schmerzen gehabt, sei in einer Blutlacke gelegen. „Überall war Blut“, sagte sie.
„Ich hatte Todesangst“
Der Mann habe ihr gedroht, sie umzubringen, wenn sie um Hilfe rufen würde. „Ich hatte so eine Todesangst“, erinnerte sich die Frau an die qualvollen Tage in der Wohnung im Bezirk Oberpullendorf. Irgendwann sei sie durchs Zimmer gerobbt, habe ihr Handy im Kasten gefunden und eine Freundin angerufen, sie solle sie bitte abholen.
„Hilfsbereit wie ich bin, habe ich mich ins Auto gesetzt“, berichtete die Freundin als Zeugin. „Ich weiß noch, dass das Mädel abartig aussah. Blau am ganzen Körper.“ Noch niemals habe sie jemanden gesehen, der so zusammengeschlagen worden sei. Auch sie selbst habe Angst gehabt, „richtige Angst“. Sie brachte die Verletzte nach Wien, dort kümmerten sich weitere Freunde um die Frau. Sie wurde ins Spital gebracht.
Die Ärzte stellten Serienrippenbrüche, ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, einen Nasenbeinbruch und Hämatome fest. Erst mehr als sieben Jahre später, Anfang 2018, habe sie sich zu einer Anzeige durchringen können. „Damit es abgeschlossen ist“, wie die Frau sagte. Jahrelang habe es sie belastet, dass einer anderen Frau Ähnliches passieren könnte. Eine Sachverständige für Psychologie stellte bei ihr eine posttraumatische Belastungsstörung fest: „Es wird noch Jahre brauchen, bis sie das Erlebte annähernd verarbeitet haben wird.“
Der Angeklagte bestritt weiterhin, für die schweren Verletzungen seiner Ex-Freundin verantwortlich zu sein. Er habe der Frau nur „ein paar in die Gosch‘n gehaut“. 2011 – also nach den angeklagten Vorfällen – habe sie sich noch mit ihm getroffen. Der Prozess wurde vertagt, weil man versuchen will, diese Behauptungen des Angeklagten zu überprüfen.