„Kleine Kräuterhexe“ im Stoober Biri. Was die einen Unkraut nennen, bezeichnet Katharina Kuzmits alias „Mala-Hex“als Naturjuwelen. Am Freitag lud die Kräuterhexe zum Wildkräuterbuschen-Binden ein.

Großer Buckel, krumme Nase, Hexenbesen und ein schwarzer Rabe. So beschreiben die Gebrüder Grimm in ihren Märchen eine Hexe. Mit diesen Gruselhexen hat Katharina Kuzmits, alias „MalaHex“, nichts gemein. Der Name „MalaHex“ ist ein Angedenken an ihre kroatischen Wurzeln und heißt „kleine Hexe“. „Die Leute sagen mir, ich sehe gar nicht aus wie eine Hexe. Aber als Hexe muss man ja nicht ‚schirch‘ sein“, scherzt die 31-jährige Kräuterpädagogin, die mit dem Klischee der grausigen Schadenszauberin aufräumen will und sich in erster Linie für eine Aufwertung der Wildkräuter einsetzt.

Es war also eine unkonventionelle Hexe, mit Spaten statt Besen, die am Freitag 18 Kräuterwanderinnen und zwei Naturliebhabern bei der Kräuterwanderung durch das Stoober Biri gegenüberstand. Die zwei schwarz tätowierten Pusteblumen an ihrer rechten Wade verschmolzen mit den bunten Blumen der Streuobstwiese. Um die Hüfte gebunden trug sie ein „Wikingermädlsmesser“ aus der Schmiede ihres Tour-Begleiters Christoph Graf. „Ratzfatz“ erntet Kuzmits damit ihre Wildkräuter. Sie erklärte nicht ohne Stolz: „Solche Messer haben schon die Wikingerfrauen bei ihrer Jagd getragen.“ Die moderne Kräuterhexe wird nicht von einem Raben, sondern von Schmetterlingen und Bienen begleitet. „Heute lassen wir die alte Tradition des Kräuterbuschen-Bindens wiederaufleben“, gab sie das Motto der Wanderung vor.
„Jede Blume, die man schön findet, ist gut für die Seele und darf darum in den Kräuterbuschen.“ So lautet das Credo der „MalaHex“ Katharina Kuzmits.
Bei jeder Wegstation gab die „MalaHex“ Tipps, wie Kräuter sicher erkannt werden können und wozu sie dienen – begleitet vom Summen und Brummen der seltenen Insekten, die in dem chemisch unbehandelten Landschaftsschutzgebiet ein Zuhause finden. Umgeben von wild wachsendem Klee und Salbei, von Wilder Möhre, Dost und Vogelbeeren erklärte Katharina Kuzmits die Vielseitigkeit von Wildkräutern.
Klar wurde, dass so manches „Gartenunkraut“ in Küche und Heilkunde ein echter Alleskönner ist. „Ich hab´ die Goldrute im Garten für Unkraut gehalten und wollte sie schon rausreißen“, erzählte ein Nordburgenländer. Mit einem Stinatzer stellte er den Männeranteil der Gruppe. Das Kräuterwissen war nicht nur Frauen vorbehalten. Im frühen Mittelalter waren es neben den Nonnen vor allem Mönche, die sich mit Kräuterkunde befassten. Berühmt ist Hildegard von Bingen, von der die „MalaHex“ Katharina Kuzmits inspiriert ist.

Während die Damen im Stoober Biri die Blüten der Schafgarbe (die „Augenbraue der Venus“) und wilden Oregano zwischen ihren Fingern zerrieben, um die ätherischen Öle „aus der Pflanze zu kitzeln“, machte einer der Männer einen kleinen Umweg: „Als Bub bin ich mit meiner Oma Kräuter sammeln gegangen. Heute begeistern die Kräuter vor allem meine Frau. Mich interessiert das Stoober Biri mit seinen Obstbäumen ein bisschen mehr“, sagte der Stinatzer verschmitzt. Mit Christoph Graf, der die edlen Hölzer des Stoober Biri zu Griffen seiner selbst geschmiedeten Messer verarbeitet und bei der Wanderung zum Verkauf anbot, unternahm er kleine Extratouren im über mehr als 110 Hektar großen Landschaftsschutzgebiet. Dort wachsen rund 4.000 Obstbäume, lauter alte Obstsorten.
Nach dem Sammeln, Beriechen und Kosten der Kräuter, wurden sie von den Teilnehmern der Kräuterwanderung bei einer gemütlichen Wildkräuterjause zu Buschen gebunden. Ob nach Vorlage christlich-symbolischer Zahlen oder kunterbunt, durften drei, sieben, ja unendlich viele Kräuter und Wiesenblumen in den Buschen, denn das Credo der „MalaHex“ lautet: „Jede Blume, die man schön findet, ist gut für die Seele.“