Veranstaltungsprogramm für die Synagoge Kobersdorf wurde präsentiert

Erstellt am 21. März 2023 | 16:35
Lesezeit: 4 Min
OP Synagoge Kobersdorf
Vielfältiges Programm. In der Synagoge Kobersdorf wird es 2023 einige Veranstaltungen geben.
Foto: Landesmedienservice Burgenland, Landesmedienservice Burgenland
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Im Jahr 2023 werden anlässlich 85 Jahre „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich die Themenschwerpunkte Flucht und Vertreibung näher beleuchtet.

Mit der letzten Veranstaltung am 9. November 2022 ging die erste Veranstaltungssaison seit der Wiedereröffnung des geschichtsträchtigen Gebäudes zu Ende. An über 100 Öffnungstagen zwischen April und November war das historische Gebäude für Interessierte zugänglich. Über 1.200 Erwachsene und Kinder haben im Rahmen von Themenführungen mehr über die Geschichte des einzigartigen jüdischen Waldfriedhofes, über das jüdische Viertel in Kobersdorf und natürlich über die Geschichte des ehemaligen Tempels erfahren können. Insgesamt hatte die Synagoge Kobersdorf im Jahr 2022 fast 5.000 BesucherInnen.

Zwei internationale wissenschaftliche Symposien haben inhaltlich das Gebäude der Synagoge selbst in den Mittelpunkt gestellt. Renommierte ReferentInnen gingen der Frage nach, wie heute mit Synagogen - als materielles und immaterielles jüdisches Kulturerbe - umgegangen wird. Ausgehend vom Gebäude in Kobersdorf wurde dabei auch ein Blick in die Nachbarbundesländer Steiermark und Niederösterreich, aber auch nach Deutschland, geworfen.

Neben bemerkenswerten Vorträgen zu jüdischen Themen wie Feste und Feiertage, Essgewohnheiten bei Tisch oder auch „jüdischer Physik“ haben auch Lesungen, eine Dokumentarfilmreihe zur Zeitgeschichte sowie die Wissenschaftsgala des Landes stattgefunden. Auch beachtenswert war die gut besuchte burgenländische Uraufführung des Theaterstückes „Rechnitz. Der Würgeengel“ von Elfriede Jelinek, welches als Einpersonenstück adaptiert wurde. Mit Shlomit Butbul wurde die Konzertreihe eröffnet, welche in der kommenden Saison weitergeführt wird. „Die Synagoge von Kobersdorf ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass wir uns unserer jüdischen Wurzeln und unserer Verantwortung für die Opfer aus der NS-Zeit bewusst sind. Die thematische Ausrichtung, die Veranstaltungen aber auch die Besucherzahlen der ersten Veranstaltungssaison zeigen, dass es dem Land Burgenland gelungen ist, ein umfassendes und würdiges Bekenntnis zu seinem jüdischen Erbe abzugeben“, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.

Ausblick auf 2023

Das Veranstaltungsprogramm für das heurige Jahr reicht von Konzerten, Theaterinszenierungen, Vorträgen, Lesungen und Filmabenden bis hin zu Führungen im Gebäude und im ehemaligen jüdischen Viertel sowie Führungen im Rahmen bundesweiter Großveranstaltungen wie beispielsweise der „ORF-Lange Nacht der Museen“ und des „Tag des Denkmals“. Einen ersten musikalischen Höhepunkt wird Timna Brauer darstellen. Sie singt die bekanntesten Lieder ihres Vaters aus den Siebzigern und liest aus seinen Memoiren „Die Farben meines Lebens“ (18. Mai, Beginn 11 Uhr).

Lag im Jahr 2022 der inhaltliche Schwerpunkt auf dem Synagogengebäude selbst, werden im Jahr 2023 anlässlich 85 Jahre „Anschluss“ Österreichs an das „Dritte Reich“ die Themenschwerpunkte Flucht und Vertreibung näher in den Fokus gerückt. Neben einem wissenschaftlichen Symposium am 27., 28. und 29. Juni, welches die Geschichte der Vertreibung des Jahres 1938 aus der Perspektive der Vertriebenen in den Mittelpunkt stellt, soll die Ausstellung „FÜR DAS KIND - Der Kindertransport zur Rettung jüdischer Kinder nach Großbritannien 1938/39“ gezeigt werden.

Im musikalischen Bereich werden die kompositorischen Werke von jüdischen Musikern gewürdigt. Den Auftakt macht hier das Rezital-Konzert „Karl Goldmark“ am 29. März (Beginn 18 Uhr). Höhepunkt wird das erste Konzert der Veranstaltungsreihe „Musik.GEDENK.Schule“ von den Musikschulen Oberpullendorf und Deutschkreutz am 19. Oktober um 18 Uhr sein, die mit dem Studieren und Erlernen von Musik jüdischer KomponistInnen ein Zeichen der Erinnerung setzen. Neben Kompositionen von Carl Goldmark und Walter Arlen werden auch Texte und historische Ton- bzw. Filmaufnahmen zu erleben sein.

Ab dem Jahr 2023 soll die ehemalige Synagoge als Lern- und Gedenkort vermehrt für die jüngere Generation zur Verfügung stehen, heißt es vom Land Burgenland. So werden die Angebote zur Vermittlungs- und Präventionsarbeit rund um die burgenländische jüdische Geschichte, die jüdische Kultur, aber auch rund um Antisemitismus, Diskriminierung und Rassismus stark ausgebaut. Angesprochen werden mit diesen Workshop-Angeboten vor allem SchülerInnen zwischen 13 und 19 Jahren. Das Land arbeitet in diesem Bereich eng mit der Bildungsdirektion Burgenland und der Pädagogischen Hochschule Eisenstadt zusammen.

In einer erste Pilotphase sollen 500 burgenländische Schüler der 8. Schulstufe die Möglichkeit haben, kostenlos an den Workshops vor Ort teilzunehmen. Die Buskosten werden vom Land Burgenland übernommen. Interessierte Schulen können sich beim Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abteilung 7 – Bildung, Kultur und Wissenschaft melden.

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