Politwirbel um Privatisierung der Sonnentherme

Erstellt am 28. September 2015 | 15:20
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Foto: NOEN
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In die seit Jahren schleppende Privatisierung der Sonnentherme Lutzmannsburg kommt Bewegung - und neuer Streit.

Nach einem "Kurier"-Bericht, wonach der Vorzeigebetrieb zum Okkasionspreis einer spanischen Gruppe verkauft werden soll, meldete sich Landesrat Alexander Petschnig (FPÖ) zu Wort: Vereinbart sei nichts, bis Mittwoch rechne er mit der Vorentscheidung, ob man dem Anbot nahetritt oder nicht.

Kaufpreis von lediglich 4,8 Mio. Euro

Nach "Kurier"-Informationen steht für Sonnentherme mit dem 87 Zimmer großen Viersternehotel Sonnenpark ein Kaufpreis von lediglich 4,8 Mio. Euro sowie die Übernahme von Kreditverschulden über 25 Mio. Euro und eine Zahlung in drei Raten zur Diskussion.

Interessent ist die spanische Aspro-Gruppe - die in Österreich das "Asia Spa" und das "Narzissenbad" in Bad Aussee führt. Vor der am Mittwoch stattfindenden Aufsichtsratssitzung der Eigentümergesellschaft Wirtschaft Burgenland GmbH (WiBuG) tobt inzwischen ein landesinterner Polit-Streit um den Kaufpreis.

Übernahme- und Berechnungsstichtag ist laut "Kurier" der 30. September. Die Preiskalkulation basiere auf dem Jahresabschluss 2014. Die Therme habe mit 410.000 Besuchern und einer hervorragenden Hotelauslastung von 87 Prozent ein Betriebsergebnis von 4,1 Mio. Euro verbucht. Die Spanier arbeiteten noch an einer finalen Bewertung.

Weil der heiße Sommer wenig Lust auf Thermenaufenthalte machte und eines der Partnerhotels pleitegegangen sei, sei die Prognose für 2015 auf 3,55 Mio. nach unten korrigiert worden. Was im Bericht als Indiz gewertet wird, dass die Spanier den endgültigen Preis noch drücken wollten. Die WiBuG müsste, so heißt es, daher mindestens 7 bis 8 Mio. Euro wertberichtigen.

25 Mio. Euro in Erweiterungsinvestitionen gesteckt

Schon mehrmals wurde versucht, die Sonnentherme zu verkaufen. 2012 sei die Therme mit 40 Mio. Euro bewertet worden. Danach wurden nochmals 25 Mio. Euro in Erweiterungsinvestitionen gesteckt. Lutzmannsburg liefere seit Jahren positive Ergebnisse und könne auch die Verbindlichkeiten aus eigener Kraft bedienen. Seit 2011 habe sich das Betriebsergebnis auf mehr als 13 Mio. Euro summiert. Insgesamt seien 100 Millionen investiert worden.

Die ÖVP will von der rot-blauen Landesregierung über den Deal aufgeklärt werden. "Wenn die öffentlich gewordenen Umstände auch nur annähernd stimmen, stehen wir vor einem handfesten rot-blauen Skandal" so ÖVP-Landesgeschäftsführer Christoph Wolf laut "Kurier". Als die ÖVP in der Landtagssitzung vorigen Donnerstag Aufklärung über die angeblich bevorstehende Privatisierung verlangt habe, sei ihr von FPÖ-Wirtschaftslandesrat Petschnig beschieden worden, man sei in einem ganz frühen Stadium der Verhandlungen.

"Es gibt überhaupt keinen Grund zur Panik - es ist weder etwas vereinbart, noch etwas 'ausgepackelt' noch sonst irgendetwas", sagte Petschnig am Montag zur APA. Der Landesrat verwies auf den seit einigen Jahren bestehenden Privatisierungsauftrag, der unter einer "ganz anderen Regierungskonstellation" (Rot-Schwarz, Anm.) erteilt worden sei. Seit einigen Monaten gebe es Verhandlungen mit der spanischen Gruppe, die nun ein Angebot auf den Tisch gelegt habe.

"Es hat jeder einmal das Anrecht, selbst sein Angebot zu verdeutlichen", meinte Petschnig. "Das würden wir gern einmal hören, der Herr Landeshauptmann und ich und dann würden wir das bewerten." Derzeit gebe es "weder ein Dafür noch ein Dagegen - wir sehen das ganz wertfrei", sagte der Ressortchef. Gespräche mit dem Interessenten sollen "zeitnah"- laut Petschnig spätestens am Dienstag - stattfinden.

Bis Mittwoch "auf jeden Fall" eine Vorentscheidung

Zur am Mittwoch stattfindenden Aufsichtsratssitzung der Wirtschaft Burgenland GmbH werde es "auf jeden Fall" eine Vorentscheidung geben, so Petschnig. Diese solle so klar sein, dass man sagen könne "das ist jetzt ernst gemeint und wir treten dem näher oder das ist unterpreisig und wir lehnen das ab".

Das vom "Kurier" zitierte Angebot habe er "schriftlich so noch nicht auf den Tisch gelegt" bekommen, meinte Petschnig. Es gehe dabei nicht nur um einen Nettokaufpreis, sondern um unterschiedlichste Parameter, die den Kaufpreis wesentlich beeinflussen könnten. Er wolle beispielsweise auch die entsprechenden Jahresabschlüsse sehen.

Solange der Interessent sein Angebot nicht selbst darstellen könne, sei es unseriös, etwas zu sagen, warnte Petschnig vor "Hüftschüssen". Man lasse auch von unabhängigen, dritten Experten bewerten. Dabei solle "ein gewisser Zielkorridor" herauskommen: "Dann wird man schauen, ob das Gesamtpaket in diesen Korridor reinpasst oder nicht. Wenn nicht, werden wir sagen: Danke fürs Angebot, aber wir lehnen es ab - ganz einfach. Wir haben da keinerlei Präferenz."

Die "Option, zu privatisieren", habe man sich bewusst im Regierungsprogramm offengelassen, sagte Petschnig. Lutzmannsburg sei im österreichweiten Vergleich "ein sehr gut geführtes Resort. Ich hätte auch überhaupt kein Problem, dass wir das im Landeseigentum halten, selber investieren und schauen, dass wir es selber entwickeln"

Zum Okkasionspreis werde es die Sonnentherme "selbstverständlich nicht" geben: "Das wäre nicht nur ökonomischer Wahnsinn, sondern auch rechtlich bedenklich."

BVZ.at hatte berichtet: