Roma-Mädchen erinnert an Opfer des NS-Regimes

Erstellt am 24. September 2020 | 04:34
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Gedenkstätte. Emmerich Gärtner-Horvaths Appell: „Niemals vergessen!“
Foto: Grabner
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Zusätzlich zum Kriegerdenkmal wurde in Oberpullendorf ein Platz der Erinnerung für die zivilen Opfer des NS-Regimes geschaffen.

Zum Gedenken an die Frauen, Männer und Kinder aus Oberpullendorf, die von 1938 bis 1945 Opfer des Nationalsozialismus wurden, wurde am Samstag eine Gedenktafel vor der Bezirkshauptmannschaft enthüllt. Diese soll vor allem an jene Romnija und Roma, Jüdinnen und Juden, Menschen, die aus politischen oder religiösen Gründen Widerstand leisteten und Menschen, denen aufgrund von Erkrankungen oder Behinderungen das Lebensrecht abgesprochen wurde und die der NS-Medizin zum Opfer fielen, erinnern.

Für die künstlerische Gestaltung der Gedenkstätte zeichnet Andreas Lehner verantwortlich. Grundlage ist ein Foto eines Roma-Mädchens im Ghetto der Stadt Łódź. Nach Łódź wurden zwischen 5. und 9. November 1941 5.007 Roma und Sinti deportiert, die meisten stammten aus dem Burgenland. Unter den Gefangenen waren 2.689 Kinder. Allein aus dem Lager Lackenbach wurden rund 2.000 Menschen deportiert.

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Nach der Enthüllung. Horst Horvath, Autor Stefan Horvath, Laci Horvath, Gestalter Andreas Lehner, Bürgermeister Rudolf Geißler und Vizebürgermeisterin Elisabeth Trummer mit der Gedenktafel.
Foto: Grabner

„In Łódź wurden die österreichischen Roma in einige wenige Gebäude zusammengepfercht, rund 700 starben innerhalb drei Monate an Hunger und Krankheit“, schilderte Lehner. Alle anderen wurden zwischen dem 5. und 12. Jänner 1942 im Vernichtungslager Kulmhof mit Gas ermordet. „Vor 1938 lebten 60 Roma in Oberpullendorf, wenige Jahre danach waren fast alle tot“, berichtete Lehner. Laut Emmerich Gärtner-Horvath, Vorsitzender des Volksgruppenbeirats für Roma und Sinti, haben sich bislang 18 Orte im Burgenland mit der Geschichte der Roma auseinandergesetzt. „Die ist die 19. Gedenkstätte bzw. -tafel“, so Gärtner-Horvath.

Am 19. Dezember 2018 hatte der Gemeinderat den einstimmigen Beschluss zur Errichtung eines Denkmals für die NS-Opfer gefasst. Den Anstoß dazu gab ein Brief des damaligen Ministers im Bundeskanzleramt Gernot Blümel, in dem es hieß: „Als Republik Österreich müssen wir unserer historischen Verantwortung gerecht werden und einen ehrlichen Umgang mit unserer Geschichte pflegen.“

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Segnung. Stadtpfarrer Maria Pushpam (im Bild) führte diese gemeinsam mit Pfarrerin Irmi Langer und Roma-Seelsorger Matthias Platzer durch.
Foto: Grabner