Karl Reiter: Visionär und Mutmacher. Bad Tatzmannsdorfer Gastronom setzt auf Nachhaltigkeit. Alles im Einklang mit der Natur. Es geht um Würde und nicht um Profit um jeden Preis.
Ein freundlicher Gruß in Richtung Mitarbeiter. Kleine Gesten, ab und zu ein Lächeln, die Bitte um ein Foto für die Presse: Ein Rundgang durch Reiters Reserve gleicht einem Wohlfühl-Spaziergang.
„Hier hat niemand Angst, wenn der Chef durchs Haus kommt. Wir haben hier kein Personal, die Bezeichnung Kollegin oder Kollege ist eigentlich schon zuviel, wir haben Mitarbeiter und so werden die Menschen, die hier arbeiten, auch behandelt“, sagt Karl Reiter.
Und immerhin sind das an die 380 allein in den beiden Häusern Supreme und Finest Family in Bad Tatzmannsdorf.
Nachhaltig und im Einklang mit der Natur
„Ich weiß nicht, ich weiß es wirklich nicht“, antwortet Reiter auf die Frage, was denn die Mitarbeiter im Monat kosten.
„Es interessiert mich nicht wirklich. Ich schau am Ende drüber und dann muss es passen. Sogar in Stegersbach, wo sie uns ‚wer weiß was nachsagen‘, sind wir heuer im Budget. Ich selbst hab noch keinen Cent aus einem der beiden Häuser genommen. Ich investiere lieber in Nachhaltigkeit, in Würde. Alles muss stimmig sein, sonst hat das ja keinen Sinn“, sagt Karl Reiter, der diese Bescheidenheit und Verbundenheit mit der Natur im Elternhaus gelernt hat.
„Mein Vater fuhr einmal für drei Tage nach Jugoslawien in den Urlaub, aber er ist 33 Leuten aus dem Ort beim Hausbau als Bürge gestanden.
Philosophie ist kein verstaubtes Schulfach
Also ich hab’s immer anders kennengelernt. Wir waren immer für die Leute da. Und so etwas prägt natürlich“, sagt der Hausherr.
„Alles was ich tu, alles was hier investiert wird, dient dem Streben es besser zu machen. Und das ist ja nicht so einfach. Zuerst haben wir andere Dinge gemacht, aber mittlerweile sind die meisten Zimmer aus nachhaltigen Materialien wie Holz, Lehmputz oder Hanf gemacht. Jetzt gehen wir halt die nächsten Schritte an. Wir bauen gerade ein cooles neues Restaurant im Finest Family, alles mit Nachhaltigkeit. Im Supreme haben wir schon drei Mustersuiten gemacht. Und jetzt machen wir aus 90 Zimmern, vierzig Suiten. Mit dem Streben, noch mehr Qualität zu bieten. Qualität kannst du nur bieten, wenn du super Mitarbeiter hast, aber man braucht auch eine Super-Hardware“, sagt Reiter.
Keine krummen Dinge, kein unbedachtes Risiko
Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Das hat mir meine Mutter schon gelernt. Wir machen keine krummen Dinge, ich gehe kein großes Risiko, warum soll ich das machen und deshalb kann ich auch gut schlafen. Carpe Diem - man muss alles aus dem Moment heraus machen. Was vor einer Sekunde war, ist vorbei. Es ist nur noch interessant, was ab dieser Sekunde passiert. Never forget, it´s always the position“, sagt der Tiroler Visionär, der längst schon zum Mut machenden Südburgenländer geworden ist.
Und diesen Mut zu Individualität, diesen Hang zum Besonderen findet man auch in innovativen Einrichtungen, wie eigener Eismanufaktur, eigener Bäckerei und Nudlerei. „Das sind drei verschiedene Einheiten unter einem Dach. Wir nehmen nur die besten Materialien, alles aus der Region und nichts Industrielles. Du musst den Menschen, die hier arbeiten das beste Umfeld bieten, sonst kommen sie nicht zu dir. Das ist erfüllend. Das gibt ein gutes Gefühl“, erklärt Karl Reiter.
„Wir haben 60 regionale Zulieferer. So versuchen wir auch Nutzen zu stiften. Das ist unser Credo. Wir sind immer schön am Boden geblieben“, so Reiter, der ja von manchen nicht so gesehen wird, wie es ihm eigentlich gebührt. „Naja. Neid ist eine schwere Krankheit. Gott sei Dank bin ich davon verschont. Ich bin sicher, dass die schweigende Mehrheit auch anerkennt, was wir hier tatsächlich tun“.