Prügelnde Senioren landeten vor Gericht

Ordentlich ausgeteilt hatten drei Männer am 30. Mai 2021 in einer kleinen Ortschaft im Bezirk Oberwart: Ein 64-jähriger Pensionist erhielt einen Tritt in den Unterleib, einem gleichaltrigen Landwirt wurde eine Elle gebrochen und ein 68-jähriger Pensionist klagte über Schmerzen am Steißbein. Auch vor Gericht, wo sich die drei Männer vorige Woche trafen, war der Zorn noch nicht verraucht.
Alle drei bekannten sich zu den Vorwürfen nicht schuldig.
„Sie sind drei unbescholtene Männer im fortgeschrittenen Alter“, machte Richterin Karin Knöchl den Angeklagten ein Angebot. „Wenn Sie die Verantwortung übernehmen, käme eine Diversion in Frage.“ „Für mich nicht!“, schnaubte der 68-Jährige. „Für mich auch nicht!“, konterte der 64-jährige Landwirt. „Dann für mich auch nicht!“, schloss sich der gleichaltrige Pensionist an.
Was war geschehen? Am Pachtgrund des 64-jährigen Landwirts hatten am 30. Mai Mäharbeiten stattgefunden. Dabei war das Mähwerk beschädigt worden, weil sich im Roggenfeld offenbar Bauschutt befand. Der Landwirt wollte daraufhin die Bewohnerin eines benachbarten Hauses zur Rede stellen.
Frau aus Wut Eisenstange nachgeworfen
Aus Wut über den Bauschutt im Feld und über eine angebliche Grenzverletzung soll er der Frau eine Eisenstange nachgeworfen und sie am Bein verletzt haben. „Ich habe keine Stange gesehen“, widersprach der 64-Jährige. Die Frau habe er nicht verletzt.
Bekannten aus dem Bezirk Güssing gerufen
Er fuhr dann mit seinem Traktor und seinem gleichaltrigen Bekannten zu seinem Anwesen zurück. In der Zwischenzeit rief die verletzte Frau den 68-Jährigen an, einen Bekannten, der im Bezirk Güssing wohnt.
Dieser setzte sich ins Auto und fuhr zum Gehöft des Landwirts. „Ich fragte ihn, was ihm da eingefallen ist, warum er eine Frau verletzt! Dann ist es wild losgegangen“, berichtete der 68-Jährige. „Er sagte, du bist der, der uns Schwierigkeiten machen will, du Bauernschädel!“, erinnerte sich der Landwirt.
„Er verfolgte mich über die ganze Einfahrt“
Der 68-Jährige berichtete von Stößen, Schlägen und Tritten, mit denen die beiden 64-jährigen Männer ihn traktiert haben sollen. Schließlich sei er gegen sein Auto gestoßen worden, wobei er sich am Steißbein verletzt habe.
„Ich fing an, mich zu fürchten“, sagte der 68-Jährige. Schon sei es finster geworden, der Mut, den er vorher noch gehabt habe, sei verflogen.
„Wie kommt der Landwirt zum Ellenbruch?“, wollte die Richterin wissen. „Das kann ich mir nicht vorstellen“, antwortete der 68-Jährige. Er habe auch nicht dem 64-jährigen Pensionisten in die Genitalien getreten. „Er verfolgte mich über die ganze Einfahrt“, erzählte der Landwirt. „Ich sagte, hearn’S! Verlassen Sie mein Anwesen!“
Noch kein Urteil, Prozess wurde vertagt
Er habe sich kurz absetzen können und versucht, die Polizei zu erreichen. Da sei der 68-Jährige wieder aufgetaucht und habe ihm das Handy aus der Hand getreten.
Etwas später habe ihm der Kontrahent einen Fußtritt von unten verpasst. „Ich sagte, jetzt ist meine Hand kaputt“, erinnerte sich der Landwirt. Daraufhin habe sich der 68-Jährige „aus dem Staub gemacht“.
Der Prozess wurde vertagt.