Ex-Coach nach Abschied von Wiesen: „Wir hätten uns gut entwickelt“. Florian Pinter spricht im BVZ-Interview über die Trennung vom SC Wiesen und seine neue sportliche Herausforderung.

Von Alfred Wagentristl. Erstellt am 05. Februar 2023 (02:41)
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Neue Aufgabe für Florian Pinter (l., neben Kapitän Christoph Hüttmair). Der ehemalige Wiesen-Coach ist Co-Trainer beim Stadtliga-Klub Wienerberg. Foto: zVg
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BVZ: Das war ein kurzes Intermezzo im Burgenland. Nach nur sechs Pflichtspielen trennte sich der SC Wiesen vergangene Woche von dir. Co-Trainer Vinko Kopic übernimmt nun gemeinsam mit Obmann Michael Ochs. Wie überraschend kam dieser Schritt?

Florian Pinter: Ich war auf alle Fälle sehr überrascht. Die Vorbereitung für die Rückrunde war voll in Planung und zum allergrößten Teil erledigt. Als der Anruf von Ochs kam und er mir mitteilte, dass der SC nicht mehr mit mir plane, war ich schon vor den Kopf gestoßen.

Welche Gründe zur Trennung teilte man dir mit?

Pinter: Dass der Draht zu den Spielern nicht stimmt, was meiner Meinung nach in keinster Weise nachvollziehbar ist. Ein Grund war auch, dass ich ein Trainer mit zu wenig Emotionen sei, doch ich glaube, in der Situation in der ich die Mannschaft übernommen habe, wäre es kontraproduktiv gewesen zu emotional zu sein. Ich bin ein Trainer, der sachlich herangeht und nicht herumschreit. Ich denke, dass sich Vinko Kopic gut mit mir ergänzt hat, er ist eher der etwas lautere Typ.

Das heißt, du vermutest andere Gründ, die zum Auflösen des Vertrages geführt haben?

Pinter: Ja, ich bin überzeugt, dass wirtschaftliche Argumente ausschlaggebend waren. Es wird in Sachen Spielerbetreuung gespart und vielleicht dann doch ein Spieler mehr zum Kader hinzugeholt, als ursprünglich geplant gewesen wäre.

Der SC Wiesen rangiert auf dem vorletzten Platz, nur einen Punkt vor Schlusslicht ASK Stoob. Wie lautet deine Bilanz?

Pinter: Ich habe die Mannschaft mit fünf Niederlagen und einem Sieg übernommen. Die Moral war nicht die allerbeste. Zum Einstand setzte es gegen den Aufstiegsaspiranten Unterpullendorf gleich eine 0:4-Niederlage, doch danach war eine klare Steigerung zu bemerken. Der 2:1-Sieg in Unterrabnitz und die Leistungen im Derby gegen Sigleß und gegen Sieggraben (Anmerkung: beide Spiele endeten Remis) gaben doch Anlass zur Zuversicht.

Was hättest du dir für das Frühjahr erwartet?

Pinter: Ich bin überzeugt, dass wir uns in eine gute Richtung entwickelt hätten. Jene Neuzugänge, bei denen ich noch mitgeholfen habe, werden gut in die Mannschaft passen. Eine deutliche Rangverbesserung hätte ich mir schon erwartet. Allerdings denke ich doch, dass die sehr hohen Ziele, die sich die Vereinsleitung gesetzt hat, zu hoch gegriffen sind. Mit den Aufstiegsaspiranten hätten wir das eine oder andere Spiel mithalten können, jedoch noch nicht über eine Saison lang.

Du bist dann quasi direkt in die Wiener Stadtliga gewechselt. Das heißt sportlich ging es gleich bergauf nach der Entlassung.

Pinter: Ja, ich bekam nur ein paar Tage, nachdem mir Obmann Michael Ochs mitgeteilt hat, dass wir getrennte Wege gehen, vom SV Wienerberg ein Angebot als Co-Trainer mitzuarbeiten. Natürlich freue ich mich, dass ich jetzt drei Ligen höher im Fußball beschäftigt bin, aber ein klein wenig trauere ich trotzdem der Gelegenheit nach, mit den Wiesener Burschen für Furore zu Sorgen. Leider dürfte Kontinuität am Trainersektor – das zeigt die Vergangenheit ja relativ deutlich – nicht ganz oben stehen auf der Agenda der Vereinsverantwortlichen. Ich finde es schade, aber freue mich gleichzeitig über die große Herausforderung in Österreichs vierthöchster Liga mitarbeiten zu dürfen. Dem SC Wiesen wünsche ich wirklich viel Erfolg, ich habe hier sehr nette Menschen kennengelernt.