Paukenschlag beim ASKÖ Hirm: Vorläufiges Aus statt Aufstieg

Erstellt am 09. Juni 2023 | 14:35
Lesezeit: 6 Min
ASK hirm Platz
Vorerst gibt es auf der Alfred Wiesinger-Sportanlage keine Kampfmannschaftsspiele mehr. Dafür aber, nach mehreren Jahren Pause, wieder Nachwuchs-Partien.
Foto: Bernhard Fenz
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Nach der Hinrunde feierte Hirm den Herbstmeistertitel, in der vergangenen Woche bejubelte man Platz zwei und Aufstieg in die 1. Klasse Mitte - dort wird der ASKÖ aber nicht ankommen. Nun wurde beschlossen, vorübergehend den Spielbetrieb ruhend zu stellen. Die Gründe liegen im wirtschaftlichen und im personellen Bereich.

Sportlich war die Saison 2022/23 aus Sicht des ASKÖ Hirm eine Erfolgsgeschichte. Trainer Bernd Leimstättner und seine Jungs holten 15 Siege aus 22 Runden, schossen die zweitmeisten Tore und erhielten die wenigsten Gegentreffer - Platz zwei und Aufstieg in die 1. Klasse Mitte waren der Lohn für die Hirmer Arbeit am Platz. Wenige Tage nach dem Ende der tolle Saison kam die Hiobsbotschaft für den Klub. Es geht nicht mehr weiter, zumindest auf Kampfmannschaftsebene im kommenden Spieljahr. Obmann Martin Bauer erklärt: „Zu einem Verein gehört auch das Geld, Sponsoren und helfende Hände. Trotz der Tatsache, dass wir sportlich gut waren, wenn das Wirtschaftliche nicht passt, dann stimmen eben die Rahmenbedingungen nicht“, so Bauer, der bestätigt: „Wir stellen den Spielbetrieb für die kommende Saison ruhend.“

Kein Gemeindefunktionär bei Krisensitzung

Bei einer kürzlich abgehaltenen Krisensitzung, in der es generell um die Zukunft, aber auch um eine Neubesetzung des Vorstands ging - Kassierin Sandra Puntigam beispielsweise steht ab Sommer nicht mehr zur Verfügung - fand sich keine der dringend benötigten helfenden Hand: „Und da spreche ich nicht von Leuten, die in der Kantine mithelfen, sondern auch von Leuten, die auch Geld aufstellen, um den Fortbestand des Vereins auf Kampfmannschaftsebene sicherzustellen“, so Bauer, der bei dieser Sitzung kein Mitglied des Gemeinderats begrüßen konnte: „Das passt auch derzeit ins Gesamtbild.“ Trainer Bernd Leimstättner zeigte sich richtig enttäuscht: „Es fühlt sich an, als ob man einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Wir haben sportlich alles gemacht, um unser Ziel zu erreichen. Von der Gemeindevertretung bin ich sehr enttäuscht. Die Kassierin, die gleichzeitig Vizebürgermeisterin ist, konnte uns auch nach mehrmaligen Bitten keine Auskunft über finanzielle Zahlen geben. Daher waren uns auch in Sachen Neuzugängen die Hände gebunden. Und wir hatten schon den einen oder anderen Spieler an der Angel.“ Schon im Vorjahr - als Hirm zu zwei Spielen im Frühjahr wegen Spielermangels nicht antreten konnte, wurde über die Einstellung des Spielbetriebs nachgedacht: „Dann kamen die Bürgermeisterwahlen und es ging doch weiter“, so Leimstättner.

Bürgermeister Wöhl: „Wir waren gar nicht eingeladen.“

Der ehemalige Obmann und jetzige Bürgermeister Christian Wöhl kontert: „Es war niemand von der Gemeinde zu dieser Sitzung eingeladen, außerdem waren sowohl die Vizebürgermeisterin als auch ich zu diesem Zeitpunkt im Ausland, hätten also gar nicht anwesend sein können.“ Der ehemalige Vereinschef ergänzt: „Ich war bis vor acht Monaten Obmann des Vereins, davor habe ich zehn Jahre meines Lebens für den Verein geopfert. Dass die Gemeinde und ich jetzt den Verein im Stich gelassen haben sollen, diesen Vorwurf lasse ich mir nicht gefallen“, so die Reaktion von Wöhl auf Leimstättners Kritik. Immer wieder stand die Fortführung des Spielbetriebs an der Kippe: „Das Problem gab es in meiner Amtszeit als Obmann öfters und jetzt ist es eben so gekommen. Ich verstehe schon, dass man niedergeschlagen und enttäuscht ist. Aber ich habe sofort als ich von der Spielbetriebseinstellung gehört habe, mit dem Obmann telefoniert und die Lage besprochen. Nun aber einem Dritten die Schuld für die Situation zu geben, und ich bin seit acht Monaten kein Vereinsfunktionär mehr, finde ich nicht in Ordnung.“

Jubel2 Hirm
Sportlich lief es für Hirm richtig rund - nach der Hinrunde jubelte man noch über die Winterkrone. Ein halbes Jahr später ist von Freude wenig über.
Foto: Martin Ivansich

Nachwuchs als Initialzündung für Neubeginn

Im Gegensatz zu Bauer, der weiterhin als Obmann an der Vereinsspitze steht und in all der Enttäuschung nun auch versöhnliche Worte findet und optimistisch in die Zukunft Blick: „Vieles ist nicht optimal gelaufen, aber weder die Gemeinde noch der Bürgermeister sind dafür verantwortlich, sondern die Gemeinschaft.“ Genau in dem Punkt will Bauer ansetzen. Ein ganz wichtiger Aspekt ist dabei die Wiederbelebung der Nachwuchsarbeit, die in Hirm sechs Jahre stillstand. Bauer: „Wir starten im Sommer mit eigenen Mannschaften von der U7 bis zur U10 sowie einer U12-Mannschaft in Form einer Spielgemeinschaft mit Wulkaprodersdorf.“ Parallel bemüht man sich in den kommenden Monaten auch wieder eine Kampfmannschaft aufzustellen: „Das wird ein Kraftakt, aber vielleicht muss man jetzt einfach einen Schritt zurück machen, um dann drei nach vorne gehen zu können“, meint Bauer, der auch den Nachbarn Sigleß anspricht: „Die sind auch nach einem Jahr Pause zurückgekommen.“ Fakt ist für den Hirmer Obmann: „Der ASKÖ ist nicht tot, wir werden wieder kommen. Nur der Zeitpunkt ist noch offen.“

Mannersdorf: Nutznießer vom Hirmer Aus

Während in Hirm eine Art Mischung aus Katzenjammer und Neubeginn-Arbeit angesagt ist, freut man sich beim Dritten der 2. Klasse Mitte, dem UFC Mannersdorf. Freilich nicht über die Lage beim ASKÖ, sondern darüber, dass man unerwartet wohl doch in die 1. Klasse Mitte aufsteigt. Denn die Statuten sehen vor, dass Hirm an die letzte Stelle gereiht wird und Mannersdorf dadurch Zweiter. BFV-Geschäftsführer Karl Schmidt: „Grundsätzlich sehen die Bestimmungen ein solches Szenario. Wir werden das aber im Ausschuss noch genau prüfen.“

Mannersdorfs Sportlicher Leiter Ralph Supper zeigte sich nicht ganz überrascht über Hirms aus: „Die Gerüchte über Hirm habe ich vor ein, zwei Wochen bereits mitbekommen. Wenn es jetzt aber fix sein sollte, dass wir aufsteigen, dann nehmen wir das auch an. Es wäre sicher ein wenig glücklich, aber man darf auch nicht vergessen, wir sind 2011 als Drittvorletzter abgestiegen, weil damals Baumgarten aus der Regionalliga abstieg. Jetzt gleicht sich dies in Bezug auf Pech und Glück möglicherweise aus.“ Die UFC-Kicker rücken also mit großer Wahrscheinlichkeit nach und gehen gemeinsam mit Unterpullendorf eine Etage weiter rauf. Wohin die Hirmer Kicker gehen, bleibt offen. Leimstättner: „Wir helfen dabei, dass jeder einen Verein findet.“ Und sollte Hirm nach dem Jahr Pause wieder mit einer Kampfmannschaft wieder durchstarten, dann kehren jene Spieler, die noch dem ASKÖ gehören, wieder zurück.