Regionalliga Ost: Ein (Abstiegs)kampf auf vielen Ebenen

Erstellt am 01. Juni 2023 | 08:00
Lesezeit: 5 Min
Neusiedl Neustadt
Der NSC jubelte am letzten Spieltag über ein 4:0 gegen Wiener Neustadt, ließ dadurch vier Mannschaften hinter sich – dennoch müssen die Seestädter um den Ostliga-Verbleib bangen, sind auf fremde Hilfe angewiesen.
Foto: Martin Ivansich
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Die Abstiegsfrage in der Regionalliga Ost wird in diesem Jahr nicht nur auf dem Ostliga-Spielfeld geklärt. Die Entscheidung, ob drei, vier oder fünf Teams runter müssen, hängt vom Ausgang in der 2. Liga und der Regionalliga West ab – oder wird in weiterer Folge möglicherweise sogar vor einem Gericht behandelt.

Die Regionalliga Ost – das ist ein Sprungbrett für eine große Laufbahn. Viele Bundesliga-Kicker starteten in der 3. Liga ihre Karrieren, viele lassen sie hier ausklingen. In der aktuellen Saison ist die Ostliga aber nicht nur eine Bühne für zukünftige oder ehemalige Fußball-Stars, sondern auch für jede Menge Drama und Tragödie.

Mittendrin sind die rot-goldenen Vereine, die nach der letzten Runde am vergangenen Wochenende noch keine Gewissheit über Abstieg oder Klassenerhalt haben - eine mehr als schwierige Situation, speziell in Hinblick auf die Planung für die kommende Saison. Die ist freilich davon abhängig in welcher Liga man letztendlich spielen wird. „Der Unterschied zwischen Regionalliga und Burgenlandliga ist groß. Viele Kicker wollen natürlich in der Regionalliga spielen“, weiß Neusiedls Obmann Peter Eigl, der ergänzt: „Und wenn dann bis Mitte Juni nicht klar ist, wo es weitergeht, dann kann es sein, dass sich ein Spieler eben verabschiedet. Speziell, wenn der dann die Gewissheit hat, bei einem Klub zu spielen, der fix in der Regionalliga bleibt.“

Neusiedl hofft auf einen Admira-Sieg

Die Ausgangslage: Der NSC bleibt nur dann definitiv in der RLO, wenn es vier Absteiger gibt. Das entscheidet sich am kommenden Sonntag, wenn die letzte Runde der 2. Liga über die Bühne geht. Rapid II und die Young Violets stehen als Absteiger aus der 2. Liga so gut wie fest. Ein Abstiegsplatz ist noch zu vergeben, es trifft entweder die Admira oder Vorwärts Steyr. Und da kommt es am Wochenende ausgerechnet zum direkten Duell der beiden Mannschaften. Den Südstädtern reicht ein Punkt, um den Klassenerhalt zu fixieren, Steyr muss gewinnen. Gelingt den Oberösterreichern dies, dann würden die Young Violets, Rapid II und Admira absteigen. Die Folge? Aus der RLO müssten fünf Teams runter: Bruck, Wiener Neustadt, Scheiblingkirchen, Siegendorf und Neusiedl.

Ein kleines Schlufpfloch ist der Westen Österreichs. Dort hat nur Bregenz die Lizenz erhalten, muss aber unter die ersten zwei in der Regionalliga kommen, um auch rauf zu dürfen. Gelingt dies nicht, dann würden aus der 2. Liga nur zwei Teams absteigen – Neusiedl wäre fix gerettet und Siegendorf bliebe eine Minichance. Nämlich dann, wenn Rapid II gegen St. Pölten gewinnt und Admira gegen Steyr siegt – in dem Fall würde Rapid II noch die Oberösterreicher überholen und den Klassenerhalt schaffen.

Krenmayr: „Wir planen mit der Regionalliga“

Scheiblingkirchen Siegendorf Frühjahr 2023
Für Peter Krenmayr und Siegendorf steht fest, zuschauen gibt es in der Causa Abstieg nicht. Der ASV-Präsident zeigt sich kämpferisch, will alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um auch in der kommenden Saison mit Siegendorf in der Regionalliga Ost zu spielen.
Foto: Martin Ivansich

Nur die Young Violets würden in die Ostliga absteigen, es gäbe in diesem – äußerst unrealistischen – Fall „nur“ drei RLO-Absteiger: Bruck, Wiener Neustadt und Scheiblingkirchen. Die Situation in der Westliga: Bregenz liegt zwei Runden vor Schluss an der Tabellenspitze, drei Punkte vor dem Dritten, ist also auf dem besten Weg aufzusteigen. Siegendorfs Präsident Peter Krenmayr kann und will sich auf den Nicht-Aufstieg Bregenz und den Abstieg von Steyr nicht verlassen. Der ASV-Vereinschef stellt klar: „Wir planen mit der Regionalliga. Ich fahre das komplette Programm, das bin ich dem Verein schuldig. “ Was er damit meint? „Der ASV Siegendorf wird sich alle rechtlichen Mittel erlauben. Das geht von Schadenersatz bis zur einstweiligen Verfügung.“ Damit spricht Krenmayr das Urteil des Regionalliga Ost-Ausschusses an, der Bruck nicht aus der Liga ausgeschlossen hat – Scheiblingkirchen, Siegendorf und Neusiedl legten dagegen Protest ein. Zur Erinnerung: Bruck trat im Frühjahr zu keinem Spiel mehr an – jede Partie wurde mit 0:3 und drei Punkten für den Gegner gewertet, die Ergebnisse aus dem Herbst hatten Bestand. „Das ist einfach nicht die faire Entscheidung. Richtig wäre es, Bruck auszuschließen. Wenn die zuständigen Leute in den Gremien nicht imstande sind, Recht walten zu lassen, könnten sie eventuell Künstliche Intelligenz in Anspruch nehmen. Wir werden jedenfalls bis zur letzten Instanz gehen, wo dann auch Berufsrichter entscheiden, die keinen Bezug zu Vereinen haben – so wie es bei der Lizenz von Stripfing der Fall ist“, meint Krenmayr. Ein Ausschluss der Brucker hätte zur Folge, dass alle Bruck-Spiele mit null Punkten und null Toren bewertet würden – die Siegendorfer, die in Bruck im Herbst verloren, wären dann Elfter, Neusiedl Zehnter – beide Teams blieben dann auch bei fünf Absteigern in der Liga. Die Wiener Viktoria hingegen stünde bei einem Bruck-Ausschluss auf Rang 12, quasi dem Schleudersitz, auf dem sich aktuell der NSC befindet. Und Draßburg, aktuell Elfter, würde auf Rang 13 abrutschen, wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit abgestiegen. „Sollte dieser Fall eintreten, schöpfen wir klarerweise alle rechtlichen Mittel dagegen aus“, betont Draßburgs Präsident Christian Illedits, der anmerkt: „Wichtig ist jedenfalls, dass man für die Zukunft Lösungen findet, um solche Situationen zu vermeiden. Man hätte im Winter Bruck ausschließen müssen. Jetzt steht allerdings ein Beschluss, auf den wir uns auch im Punkt Planung verlassen.“ Dass die Entscheidung des RLO-Ausschusses auf rechtlichem Weg noch zu kippen sei, ist für Krenmayr jedenfalls nicht unrealistisch: „Ich habe mit einigen Sportanwälten gesprochen, die Chancen stehen aus meiner Sicht sehr gut.“ Ergänzend fügte der 63-Jährige an: „Ich hatte in meinem Leben noch nicht viele Prozesse, aber zwei oder drei waren es. Und ich beliebe diese auch zu gewinnen.“ Sportlich gibt es am Wochenende jedenfalls, wenn Bregenz siegt, die Antwort auf die Abstiegs-Frage in der RLO. Schlusspfiff in diesem „Krimi“ ist dann aber wohl noch nicht.

Cartoon  KW22 Pfeiffer
Foto: BVZHerbert Pfeiffer