Neusiedl-Obmann Eigl: „Ziel bleibt Nummer eins im Burgenland zu sein“

Erstellt am 29. Jänner 2023 | 02:31
Lesezeit: 6 Min
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SC Neusiedl Obmann Peter Eigl blickt auf ereignisreiche zwei Jahre Amtszeit zurück, in denen viel passiert ist. Nach vorne blickt der Vereinsboss zuversichtlich, auch weil der Verein grundsätzlich gut aufgestellt ist. 
Foto: BVZ
Im März beginnt das dritte Jahr von Peter Eigl als Obmann des SC Neusiedl/See. Im BVZ-Interview spricht der 64-jährige erfahrene Funktionär über viel Positives in der Seestadt, aber auch über einen extrem schwarzen Moment für den Verein und die Nachwuchsproblematik im nördlichsten Bezirk.
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BVZ: Als Sie im Frühjahr 2021 Obmann des SC Neusiedl am See wurden, war die Rede von Aufbruchstimmung. Wie ist die Stimmung heute?
Peter Eigl:
Als Verein sind wir gut aufgestellt. Sportlich könnte es besser laufen. Die Stimmung ist keinesfalls schlecht, aber sie könnte besser sein.
Definitiv besser als im November 2021. Da kam der „Ostliga-Wettskandal“ auf, in den unter anderem – mittlerweile zwei ehemalige – Spieler des NSC involviert waren. Auch wenn der Verein unschuldig zum Handkuss kam, war es eine ganz schwarze Stunde für den NSC. Was ging in Ihnen vor, als Sie davon erfuhren?
Eigl: Fassungslosigkeit.

Konnte man rückblickend aus dieser Causa Lehren ziehen?
Eigl:
Nein, man muss es klar sagen. Man ist in solchen Situationen machtlos. Da kann man nicht reagieren. Es rennt ja so ab, dass man nichts mitbekommt. Was man machen kann, ist die Aufarbeitung des Ganzen. Da haben wir als Verein, so weit das möglich ist, alles dafür getan.

Zu Beginn Ihrer Amtszeit war das Ziel des NSC der Klassenerhalt. In weiterer Folge hat man den Sprung Richtung Top-Sechs angepeilt. Da ist man doch ein Stück entfernt. Was fehlt Neusiedl, um dorthin zu kommen?
Eigl:
Das Ganze ist eine Geldfrage. Stripfing, Mannsdorf, Mauerwerk oder Scheiblingkirchen sind Vereine, die sich mehr leisten können. Die haben dann qualitativ und quantitativ einen Topkader. Wir können mit unseren Mitteln so eine Mannschaft nicht aufstellen. Dafür, was bei uns möglich ist, muss man aber den Hut vor der Leistung der Mannschaft ziehen.

Trotzdem ist der gestellte Anspruch aktuell nicht Realität. Man ist nicht mehr die Nummer eins im Land. Warum?
Eigl:
Weil es uns leider speziell an der Konstanz gefehlt hat. Zudem haben wir etliche, zumindest sieben, Punkte so gut wie verschenkt. Da denke ich an die 1:2-Niederlage in Donaufeld, wo wir nach 87 Minuten noch vorne waren oder an das 3:3 gegen Scheiblingkirchen, bei dem wir 3:0 geführt haben. Gegen Bruck haben wir 2:2 gespielt, das 2:2 in letzter Sekunde bekommen. Da kommt schon was zusammen. Das wollen wir im Frühjahr besser machen und das Ziel heißt weiterhin die Nummer eins im Land zu sein.

Was wird das Rezept für die Rückrunde sein?
Eigl:
Wie gesagt – die Konstanz, und auch die Chancenverwertung. Es ist ja nicht so, dass wir zu keinen Möglichkeiten kommen. Im Gegenteil. Aber wir machen einfach zu wenig daraus. Teilweise haben wir sie stümperhaft verhaut.

Deswegen hat man in der Winterpause mit Matus Paukner einen echten Torjäger geholt. Wird er das Problem lösen?
Eigl:
Die Qualität, um viele Tore zu erzielen, hat er. Darüber brauchen wir nicht reden. Deswegen haben wir ihn geholt. Umsetzen muss er es aber am Platz und alleine wird es auch nicht gehen. Mit Karim Sallam ist jetzt auch ein torgefährlicher Zehner bei uns. Wir haben schon investiert. Aber wir haben auch ein Problem.

Welches?
Eigl:
Wir spielen in der ersten Frühjahrsrunde in Scheiblingkichen und haben vier Gesperrte. Tatzer, Töpel, Bucur und Daniel Toth sind da nicht dabei. Und dann kommt Stripfing. Da müssen wir uns was einfallen lassen. Dann geht es nach Traiskirchen, dort hängen die Trauben auch hoch. Der Start ins Frühjahr wird also, ich sage es vorsichtig, interessant. Und es ist ja auch die Frage, wer kommt von oben aus der 2. Liga runter. Ich gehe immer vom Worst-Case-Szenario aus. Es könnten dann bis zu vier Absteiger sein, daher muss es am Ende zumindest Platz zwölf für uns sein.

Vor kurzer Zeit hat der NSC in Sachen Transfers für positive Schlagzeilen gesorgt. Lukas Haubenwaller hat via Neusiedl den Sprung zur Austria geschafft. Sehen Sie den Club auch als eine Art Ausbildungsverein?
Eigl:
Wir haben sehr viele junge Spieler, aber das ist auch der momentanen Situation geschuldet. Man muss sich letztendlich immer den Möglichkeiten anpassen.

Stichwort Möglichkeiten. Ist die Regionalliga der Neusiedler Zenit oder kann die Reise mittelfristig in die 2. Liga führen?
Eigl:
Sportlich irgendwann einmal ja, infrastrukturell ist das, Stand jetzt, unmöglich. Man müsste so viel adaptieren, das ist aktuell einfach nicht drin.

Ab Sommer wird es den Akademie-Status auch für Mannschaften der 2. Liga geben. Wie ist es eigentlich um den Neusiedler Nachwuchs bestellt?
Eigl:
Bis zur U12 sind wir gut bestückt, aber sobald bei uns einer gerade schießen kann, kommt Parndorf und schnappt ihn sich. Das gilt für viele Mannschaften. Bei einem Team aus dem Bezirk war es dann sogar so, dass sich dieses auflöste, weil Parndorf die drei Besten holte und die anderen dann nicht mehr wollten. Parndorf ruiniert den Nachwuchsfußball im Bezirk, weil sie vielen Klubs die besten Spieler wegnehmen.

Die Rivalität zwischen Neusiedl und Parndorf ist auf Kampfmannschaftsebene in den letzten Jahren etwas zurückgegangen, weil Parndorf eine Liga drunter spielt. Jetzt deutet sich zumindest eine Rückkehr an. Wünschen Sie sich den Parndorfer Aufstieg?
Eigl:
Ja, auch wenn die Nachwuchssache nicht optimal ist. Das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun und außerdem schätze ich Obmann Otto Wüger trotzdem. Ein Derby gegen Parndorf bringt uns und den Fans letztlich viel mehr als ein Spiel gegen die meisten anderen Vereine. Und wenn Parndorf es sich verdient aufzusteigen, dann passt das am Ende auch so.

Auf ein Bezirksderby in der Regionalliga Ost würden Sie sich daher freuen?
Eigl:
Auf jeden Fall. Derbys sind doch die ganz besonderen Spiele im Fußball.