Paul Gludovatz im Alter von 75 Jahren verstorben. Die burgenländische Trainer-Legende Paul Gludovatz ist in der Nacht auf Samstag im Alter von 75 Jahren gestorben.

Von APA / BVZ.at. Update am 13. November 2021 (17:34)
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Verwirrung um Ried-Trainer Paul Gludovatz
Trauer um Paul Gludovatz
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Österreichs Fußball trauert um Paul Gludovatz. Der langjährige Trainer und auch Betreuer von Nachwuchsteams des ÖFB ist am Freitag im Alter von 75 Jahren verstorben. Der ÖFB bestätigte am Samstagvormittag Medienberichte, wonach der Burgenländer an den Folgen einer Covid-19-Infektion verschieden ist. Gludovatz war 27 Jahre lang im ÖFB für den Nachwuchs zuständig und erreichte dabei mit der Unter-20-Auswahl 2007 bei der WM in Kanada das Halbfinale.

Als Trainer der SV Ried holte er 2011 den ÖFB-Cup-Titel sowie 2010 und 2011 den Herbstmeister-Titel in der heimischen Bundesliga. Gludovatz galt nicht nur als ausgezeichneter Trainer mit ungewöhnlichen Methoden, sondern war auch als Persönlichkeit sehr anerkannt. Die Anteilnahme im österreichischen Fußball war groß. Nicht nur auf Twitter gaben fast alle seine Ex-Clubs, Bundesliga, ÖFB und zahlreiche Wegbegleiter Beileidsbekundungen ab.

Für mich war er immer ein Querdenker Peter Schöttel

"Für uns war das ein Schock in der Früh, als wir zum Frühstück gekommen sind", sagte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel, den die Todesnachricht im Camp des A-Teams in Klagenfurt ereilt hatte. Er hätte Gludovatz zuletzt im Burgenland öfter gesehen, sei daher auch persönlich von dessen Ableben getroffen. "Es war auch völlig unvorbereitet." Gludovatz war einst vor fast 40 Jahren Schöttels U15-Teamchef, danach auch sein Lehrer in der Trainerausbildung. "Für mich war er immer ein Querdenker. Er hat die Dinge einfach von der anderen Seite betrachtet und ist da auch belächelt worden - ich habe die Herangehensweise von ihm aber immer cool und spannend gefunden", betonte der Wiener.

Auch sein neuer Chef drückte sein Beileid aus. "Der Name Paul Gludovatz wird für immer eng mit dem österreichischen Fußball verbunden sein. In seiner Tätigkeit beim ÖFB hat er über 27 Jahre lang Generationen an jungen Nationalspielern in ihrer Entwicklung begleitet und geformt", erklärte ÖFB-Präsident Gerhard Milletich auf der ÖFB-Website. "Auch seine Persönlichkeit wird immer unvergessen bleiben. Paul Gludovatz gebührt großer Dank und Respekt für die Leistungen, die er mit vollem Einsatz für den Fußball in unserem Land erbracht hat", meinte Milletich, der dem Verstorbenen auch persönlich eng verbunden war.

Sportlicher Höhepunkt für Gludovatz war wohl Rang vier bei der U20-WM. "Das war sicher auch ein Impuls für den österreichischen Fußball", meinte Schöttel. Die Spiele inmitten der österreichischen Nacht hatten zahlreiche Fußball-Fans vor den Fernseher geholt. "Und es waren etliche Spieler dabei, die danach tragende Rollen in der A-Mannschaft gehabt haben", erinnerte Schöttel etwa an Sebastian Prödl, Martin Harnik oder Zlatko Junuzovic.

Gludovatz habe danach laut Schöttel "in relativ hohem Alter noch den Mut gehabt, es als Bundesliga-Trainer zu versuchen". Von 2008 bis 2012 betreute der Burgenländer die SV Ried. Danach war der Trainer-Routinier im Frühjahr 2012 sportlicher Geschäftsführer bei Sturm Graz. Der ungewohnte Tätigkeitsbereich forderte seinen Tribut, das Engagement war wegen gesundheitlicher Probleme nach wenigen Monaten wieder zu Ende. Den Grund liefert ein Gludovatz-Zitat im Nachruf auf der Sturm-Website: "Ich wollte damals alles niederreißen, arbeitete bis in die Nacht - und konnte dann überhaupt nicht mehr schlafen."

Noch im selben Jahr trat Gludovatz den Trainerposten beim TSV Hartberg an, coachte danach auch noch in seiner Heimat den SV Eberau. Ein letztes Mal kehrte er für die Saison 2015/16 als Helfer in der Not in Ried auf die Bundesliga-Bühne zurück und führte die Oberösterreicher sicher zum Klassenerhalt.

Paul Gludovatz
Der langjährige Trainer und auch Betreuer von Nachwuchsteams des ÖFB ist am Freitag im Alter von 75 Jahren verstorben.
Foto: APA/EXPA/ROLAND HACKL

Erschüttert vom Ableben Gludovatz' zeigte sich Sport Austria-Präsident Hans Niessl, den mit dem Südburgenländer eine langjährige Freundschaft verband: "Wir haben eine großartige Trainer-Persönlichkeit und einen großartigen Menschen verloren! Seine Erfolge mit ÖFB-Nachwuchsauswahlen, wie Platz 3 bei der U19-EM in Polen 2006 oder Platz vier bei der U20-WM in Kanada 2007 mit Spielern wie Martin Harnik, Sebastian Prödl, Zlatko Junuzovic, Rubin Okotie, Veli Kavlak, Markus Suttner oder Erwin Hoffer waren beeindruckend. Aber auch seine Stationen bei Ried, Sturm Graz und Hartberg waren erfolgreich. Mit Ried hat er 2011 sogar den Cup-Titel geholt."

Außerdem habe er als Leiter der ÖFB-Trainerausbildung viele Akzente setzen können. Dabei habe er es stets exzellent verstanden, sein umfassendes theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen.

"Ein großer Vordenker des Trainerberufs"

"Gerne erinnere ich mich an die Zeit zurück, als wir gemeinsam die Trainer-Ausbildung, dann auch die Lizenz-Trainer-Ausbildung in Lindabrunn absolviert haben", erzählt Niessl. "Bei unseren vielen Treffen habe ich immer seine exakten Analysen und seine freundliche, menschliche, südburgenländische Art geschätzt. Mit Paul Gludovatz ist ein großer Vordenker des Trainerberufs von uns gegangen. Die österreichische Sport-Familie wird ihn stets in lebendiger und ehrender Erinnerung behalten."

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zeigte sich ebenfalls tief betroffen. Paul Gudovatz habe den österreichischen Fußball geprägt – als langjähriger ÖFB-Nachwuchstrainer ebenso wie im Klubfußball: „Vor allem war Paul Gludovatz eine Ausnahmepersönlichkeit, ein großer Burgenländer, der sich nicht nur durch sportliche Erfolge größtes Ansehen erworben hat, sondern auch durch seine menschlichen Qualitäten.“

Paul Gludovatz
Paul Gludovatz im Mai 2016 während der tipico Bundesliga-Begegnung zwischen Cashpoint SCR Altach und SV Josko Ried in Altach.
Foto: APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Gludovatz habe sich stets als „begeisterter Burgenländer, der auch sozial sehr engagiert war“ gezeigt: „Er ist für sein Heimatbundesland immer zur Verfügung gestanden, wenn es ihn gebraucht hat.“ Zuletzt fungierte Gludovatz auch im Expertenbeirat für das Jubiläum „100 Jahre Burgenland“. LH Doskozil: „Paul Gludovatz wird uns fehlen, sein Ableben bedeutet einen unersetzlichen Verlust.“

„Der österreichische Fußball verliert eine seiner prägendsten und erfolgreichsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte“ Sportlandesrat Heinrich Dorner

„Mit Paul Gludovatz verliert der österreichische Fußball eine der prägendsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte", betont auch Burgenlands Sportlandesrat Heinrich Dorner. „Er war aufgrund seiner Erfolge ein Aushängeschild des burgenländischen Fußballs. Er verfügte aber nicht nur über sportliche, sondern vor allem über herausragende menschliche Qualitäten und war außerordentlich beliebt. Sein Tod ist ein schwerer Verlust für das gesamte Burgenland."

Die offizielle Trauerminute des ÖFB wird laut Verbandsangaben am Dienstag (20.30 Uhr/live ORF Sport +) vor dem EM-Qualifikationsspiel der U21 gegen Kroatien ebenfalls in Ried - und damit bei einem Nachwuchs-Länderspiel - abgehalten. Auch vor der WM-Quali-Partie des A-Teams am Montag (20.45 Uhr/live ORF 1) in Klagenfurt gegen Moldau werde es eine Würdigung des Verstorbenen geben.