"Musik ist Pure Emotion"

Erstellt am 25. Mai 2023 | 00:00
Lesezeit: 6 Min
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Foto: Martin Stoll
Miriam Kutrowatz wusste schon recht früh, was sie wollte: Mit etwa 16 Jahren fiel die Entscheidung, sich später professionell dem klassischen Gesang widmen zu wollen.

Es folgten nach der Matura das Studium des Konzertfaches Gesang bei Edith Lienbacher an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und später bei Florian Boesch. Dass sie ein Ausnahmetalent ist, bewies die junge Wienerin mit burgenländischen Wurzeln bei mehreren Gesangswettbewerben, an denen sie erfolgreich teilnahm.

Bevor sie noch den Bachelor abgeschlossen hatte, wurde Miriam Kutrowatz im Theater an der Wien engagiert, wo sie zwei Jahre lang Teil des „Jungen Ensembles“ war. Mit der aktuellen Saison kam sie nun an die Wiener Staatsoper und war dort auch schon in vielen spannenden Rollen zu sehen.

Die Sängerin war von frühester Kindheit an von Musik umgeben: Sie spielte lange Geige und Klavier und sang mit Leidenschaft im Schulchor mit. Die junge Frau wuchs auch in einer musikalischen Familie auf: So sind etwa Vater und Onkel beide Pianisten und die Intendanten des Liszt Festival Raiding.

Miriam Kutrowatz trat selbst schon in der Lisztgemeinde auf und interpretierte die Kantate „Mirjams Siegesgesang“ von Franz Schubert. Auch sonst verbringt sie gerne Zeit im Burgenland: „Die Möglichkeit, am Wochenende nach Rohrbach zu meiner Oma zu fahren und dort im Wald spazieren zu gehen oder mich im Garten zu sonnen ist wirklich schön.“

Mit der BVZ sprach Miriam Kutrowatz über ihren Werdegang, ihren Alltag und was sie sich für die Zukunft wünscht.

Was schätzen Sie an klassischer Musik ganz besonders?

Miriam Kutrowatz: Musik allgemein ist für mich pure Emotion und kann alles ausdrücken was man manchmal mit Worten nicht beschreiben kann. Da gibt es Stücke, die berühren mich zutiefst oder sie trösten und beruhigen oder sie drücken pure Lebensfreude und Glück aus. Diese Vielfalt schätze ich besonders und selbst mit der Stimme Teil davon sein zu können, ist unglaublich.

Sie können bereits auf zahlreiche erfolgreiche Engagements zurückblicken. Über welche Reaktionen freuten Sie sich besonders?

Es freut mich immer sehr, wenn ich in einer Rolle auf der Opernbühne oder in einem Konzert sehr präsent und ehrlich war und eine Geschichte oder bestimmte Emotionen authentisch transportieren kann. Meistens sind es dann diese Abende, an denen mir Zuhörer oder Zuhörerinnen sagen, sie waren besonders berührt oder mitgerissen.

Welche Einflüsse haben Sie auf Ihrer Laufbahn besonders geprägt? Gibt es konkrete Vorbilder, an denen Sie sich aktuell oder in früheren Jahren orientiert haben?

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Foto: Martin Stoll

 Neben einigen Sängern und Sängerinnen, die ich als Vorbilder oder besser Inspiration habe, hatte ich das Glück, eine wunderbare Lehrerin zu finden, die mich unglaublich unterstützt und von der ich bis heute sehr viel lerne. Nicht nur stimmtechnisch, sondern auch wie man mit den Schwierigkeiten in diesem Job umgeht. Ich finde die französische Sopranistin Sabine Devieilhe großartig, war aber vor allem als Teenie auch von Diana Damrau fasziniert. Ich hatte das Glück, in meiner ganzen Schulzeit von der Volksschule an und später in der Boerhaavegasse (Gymnasium mit musikalischem Schwerpunkt) von Lehrern und Lehrerinnen begleitet zu werden, die mich unterstützt, motiviert und gefördert haben.

Wie sieht Ihr Alltag als professionelle Sängerin aus?

Es kommt darauf an, ob ich gerade für eine Produktion probe oder Vorstellung habe. An einem Probentag in der Oper stehe ich früh auf, mache Yoga, singe mich ein und fahre mit dem Rad zur Oper. Dann gibt es meistens eine große Mittagspause in der ich entweder koche oder für eine Rolle übe. An Tagen, an denen ich abends singe, versuche ich länger zu schlafen und bereite mich dann vor, gehe spazieren und wärme meinen Körper und meine Stimme in Ruhe auf. Oft singe ich auch Konzerte außerhalb von Wien oder im Ausland, da passiert es schon einmal, dass man erst am Auftrittstag anreist und das ist natürlich etwas stressiger. Deshalb versuche ich, meine Routine nicht zu streng zu halten damit ich nicht gestresst bin, wenn mal weniger Zeit ist.

Wie gehen Sie dabei mit stressigen Situationen um?

Ich versuche, flexibel zu bleiben und mich daran zu erinnern, dass ich singe weil ich es liebe und weil ich Musik mit anderen Menschen machen darf und es mit dem Publikum teilen kann. Konkret hilft es mir auch, Yoga zu machen und so viel Ruhe wie möglich in den Tag zu bringen, damit ich mich dann bei der Aufführung voll konzentrieren kann.

Abgesehen vom Gesang: Was begeistert Sie sonst?

Ich tanze auch sehr gerne. Ich war von klein auf in Kursen für Modern Dance und zeitgenössischen Tanz und mache das immer noch, wenn es sich zeitlich ausgeht. Ich war sogar bei einem Projekt der österreichischen Choreografin Doris Uhlich als Tänzerin dabei.

Wie sieht ein freier Tag für Sie aus?

Ein freier Tag ohne singen heißt für mich entweder mal nichts tun und zuhause entspannen, kochen, häkeln oder meine Wohnung umdekorieren. ;-) Oder raus in die Natur, nach Rohrbach zum Badeteich, was ja jetzt bald wieder geht. Oder in Wien mit Freunden Rad fahren oder durch den Prater spazieren.

Wenn Sie eine Sache auf der Welt verändern dürften: Welche wäre das?

Ich sage mal ganz einfach utopisch: Ich wünschte, dass überall auf der Welt Frieden herrscht.

Was würden Sie noch definitiv gerne erreichen wollen?

Ich weiß nicht, ob ich mir vornehmen möchte, etwas bestimmtes zu erreichen. Ich habe so eine Freude bei dem Job und ich sehe das als große Reise, die ich unternehmen darf. Welche Rollen in welchen Häusern kommen, darauf habe ich nicht immer so viel Einfluss. Was ich definitiv gerne schaffen würde, ist, mir die Freude zu bewahren und meine musikalischen Aufgaben zu genießen. Allerdings könnte ich sagen, dass ich super gerne Pamina in Mozarts Zauberflöte singen würde. Und alle Händel und Mozart Opern, in denen es passende Rollen gibt.

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Miriam Kutrowatz ist seit frühesten Kindheit von Musik umgeben, jetzt begeistert sie in der Wiener Staatsoper.
Foto: Martin Stoll