Mörbisch: Seehütten auf der Badeinsel

Die politischen Diskussionen um das Seebad Mörbisch sind um eine Facette reicher. Vergangenen Montag wurde im Gemeinderat ein Deal zwischen Gemeinde und der Seezimmerei Tiedl beschlossen. Mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ wurde vereinbart: Der Holzbauprofi aus Mörbisch bekommt ein 550 Quadratmeter großes Grundstück auf der Badeinsel im Seebad für 30 Jahre kostenlos verpachtet und darf dort Seehütten zur Vermietung errichten. Im Gegenzug errichtet sein Unternehmen eine neue verkehrstaugliche Brücke auf die Badeinsel.
Marode Brücke seit Jahren Politikum
Die alte Brücke schaffte es überraschend oft in die Schlagzeilen, etwa wegen einer Sperre aufgrund akuter Einsturzgefahr samt Abrissbescheid (der bis heute gilt) oder wegen gescheiterter Sanierungsversuche. Das Thema ist nicht neu, sondern ein Dauerbrenner.
Nun habe man endlich eine Lösung gefunden, die der Gemeinde (fast) kein Geld kostet, freut sich Bürgermeister Markus Binder. „Die Gemeinde profitiert sowohl von der neuen Brücke als auch vom zusätzlichen touristischen Angebot“, erklärt der Ortschef. Mit 550 Quadratmetern werde ohnehin nur ein kleiner Teil der 20.000 Quadratmeter großen Insel abgetreten, in Form eines 30-jährigen Pachtvertrages. Das sei kostentechnisch ein guter Deal für die Gemeinde, erklärt Binder. „Die neue Brücke würde etwa 250.000 Euro kosten, die Gemeinde muss nur die Kosten für die Einreichung und Erschließung übernehmen.“ Diese beliefen sich auf knapp unter 40.000 Euro, „nicht wie von der SPÖ behauptet auf über 100.000 Euro“, so Binder.
Die FPÖ stimmte im Gemeinderat für den Deal, die SPÖ mit Ausnahme eines Abgeordneten dagegen. Vize-Bürgermeisterin Bettina Zentgraf kritisiert die Vereinbarung als schlechtes Geschäft für die Gemeinde und auch das Vorgehen von Ortschef und ÖVP. Man habe zudem zweimal den gleichen Antrag abgestimmt, was so nicht zulässig sei. Ja, es wurde zweimal der gleichen Antrag abgestimmt, räumt die ÖVP ein, aber: „Beim ersten Mal musste ein FPÖ-Abgeordneter vorzeitig gehen, weshalb sich eine unglückliche Patt-Situation ergab. Nun haben wir die Abstimmung wiederholt.“
Vertraglich nicht geklärt: Wie viele Hütten kommen?
Auf keinen Grünen Nenner kommen ÖVP und SPÖ auch bei Details des Vertrages. „Zwar wurde besprochen, dass nur drei Hütten gebaut werden dürfen, vertraglich festgehalten wurde das aber nicht“, kritisiert Zentgraf. Stimmt nicht, so Binder, das sei vertraglich geregelt. Baumeister Gerald Tiedl erklärt jedoch auf BVZ-Anfrage: „Wer sagt ,drei Hütten‘? Im Vertrag wird keine Zahl genannt“. Wie viele es werden, sei noch nicht geklärt. Wichtig sei jedenfalls, dass die Planung in Absprache mit den zuständigen Stellen (Wasserrecht, Naturschutz) geschehe. Bis die nötigen Genehmigungen vorliegen, könne es bis zu einem Jahr dauern.
In Rust hat Tiedl bereits zwei Hütten zur touristischen Nutzung errichtet und ist weiters für viele Bauarbeiten am See verantwortlich, wie bei der Diskussion im Gemeinderat positiv betont wurde. Baulich sollen sich die Hütten jedenfalls der Umgebung anpassen.
„Am liebsten wäre uns natürlich, wenn die Badeinsel gänzlich unverbaut bleibt“
Die Grünen Mörbisch sind nicht im Gemeiderat vertreten, Spitzenkandidat Michael Bacher als ehemaliger Seebad-Geschäftsführer ist allerdings die Thematik nicht fremd. Auch er nahm das Projekt Brücke bereits in Angriff, inklusive eines Workshops zur Ideenfindung. Zu einem Ergebnis führten aber auch seine Bemühungen nicht, bis heute ist die alte Brücke gesperrt. Den Deal selbst sieht Bacher nicht so kritisch wie die SPÖ. „Am liebsten wäre uns natürlich, wenn die Badeinsel gänzlich unverbaut bleibt“, erklärt er. Aber wenn der Naturschutz grünes Licht gebe und sich die Bauten optisch in die Natur einfügen, habe er kein generelles Problem damit.