Baupläne am Neusiedler See: Droht die „Rote Liste“?

Seit Jahren setzen sich Christian Schuhböck und die anerkannte Umweltorganisation „Alliance for Nature“ dafür ein, die Authentizität und Integrität der Kulturlandschaft Fertö/Neusiedler See zu bewahren. Die zunehmende Verbauung des Gebietes droht diese jedoch zu gefährden. In Fertörakos überschreitet nun ein riesiges Tourismusprojekt jegliche Grenzen und eine Eintragung des Neusiedler Sees auf die „Rote Liste gefährdeter UNESCO-Welterbestätten“ soll dies verhindern.
Bereits vor einigen Jahren forderte die „Alliance for Nature“ eine Umweltverträglichkeitsprüfung für sämtliche touristische Bauprojekte rund um den Neusiedler See. Die zuständigen Staaten — Österreich und Ungarn — zeigten jedoch bisher wenig Einsatzbereitschaft.

Christian Schuhböck zufolge ist das Problem eindeutig: „Der See und seine Umgebung werden zunehmend, von beiden Staaten, als Tourismusobjekt gesehen.“ Unzählige Baumaßnahmen in Seebädern wie Breitenbrunn und Fertörakos bestätigen diese Annahme. „Die Welterbestätte am Neusiedler See wird aus wirtschaftlicher Sicht dem Tourismus geopfert und diese Entwicklung möchten wir verhindern“, erklärt Schuhböck.
Neusiedler See soll auf Rote Liste der UNESCO
Insbesondere das Bauprojekt im Strandbad in Fertörakos nimmt mittlerweile nicht vertretbare Dimensionen an. Laut Christian Schuhböck würden die Bauarbeiten die ländliche Kultur und Architektur gefährden und hätten massive Auswirkungen auf den Landschaftscharakter. Momentan werden vor Ort traditionelle Pfahlhausbauten beseitigt, um Platz für eine Hotelanlage sowie Anlege- und Parkplätze zu schaffen. „Dieses Projekt hat nichts mehr mit Naturverträglichkeit zu tun“, klagt Schuhböck.

Die Eintragung des Neusiedler Sees auf die „Rote Liste“ soll hier einen Schlussstrich ziehen. Ein Platz auf dieser Liste stelle die betroffenen Staaten international auf den Pranger und verpflichte Österreich und Ungarn, Maßnahmen zu setzen. Ein Ende der Bauarbeiten wie beispielsweise in Fertörakos wäre somit garantiert, so Schuhböck.
„Wir müssen Welterbestätten mittlerweile gegenüber dem Tourismus verteidigen“, so Christian Schuhböck. „Es reicht, es muss etwas getan werden! Wenn nicht auf nationaler, dann eben auf internationaler Ebene.“