Bezirk Mattersburg: 3 Jahre Haft für "Pico"-Dealer

Knapp 40 Gramm Methamphetamin wurden im März 2021 bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung eines 43-jährigen türkischen Staatsbürgers gefunden, der sich vorige Woche vor Richterin Daniela Berger verantworten musste.
Das Methamphetamin, das auch unter der Bezeichnung Pico, Pervitin oder Crystal Meth bekannt ist, kaufte er von einer Dealerin in Parndorf.
Eigentlich hätte der Angeklagte seit seinem letzten Drogenprozess eine Therapie machen und sich vom Suchtgift fernhalten sollen. Das klappte aber nicht so richtig.
„Begann wieder jeden Tag zu konsumieren“
„Zwei Wochen vor der Verhaftung begann ich jeden Tag Pico oder Koks zu konsumieren“, gab der Angeklagte zu.
„Davor einmal in der Woche oder einmal im Monat. Wenn ich konsumiert habe, teilte ich es meinem Bewährungshelfer mit.“
Zu dem in seiner Wohnung gefundenen Suchtgift tischte der Angeklagte eine abenteuerliche Erklärung auf: Dieses sei ihm als Geschenk in seinem Auto versteckt worden.
„Wer in diesen Kreisen verschenkt Pico?“
„Wer in diesen Kreisen verschenkt 40 Gramm Pico?“, wunderte sich die Richterin. „Das glaube ich einfach nicht.“
Ein Kunde des Dealers hatte angegeben, von diesem rund 75 Gramm Pico bezogen zu haben.
Dieser Zeuge sollte eigentlich vor Gericht befragt werden. Der Mann, der bei der Polizei als Gelegenheitsprostituierter bekannt ist, dürfte aber untergetaucht sein.
Erwischt hatte man den Angeklagten im Bezirk Mattersburg, wo er gelegentlich bei einer 31-jährigen Bekannten übernachtete.
Als er in der Polizeiinspektion Schattendorf zu seiner Identität befragt wurde, wies sich der Türke mit einem gefälschten belgischen Führerschein aus.
Seine Bekannte wurde ebenfalls angeklagt: Sie hatte den Angeklagten schützen wollen und am Tag von dessen Festnahme bei der Polizei in Mattersburg angegeben, dass es sich gar nicht um ihren 43-jährigen türkischen Freund, sondern um jemand anderen handle.
Bekannte des Dealers wollte diesen schützen
Die Frau wurde wegen des Vergehens der Begünstigung zu drei Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.
Ihr massiv vorbestrafter Freund muss für weitere drei Jahre ins Gefängnis.
Außerdem muss er 1.500 Euro an den Staat bezahlen, das ist jene Summe, mit der er sich durch den Suchtgiftverkauf unrechtmäßig bereichert haben soll.
Er meldete gegen dieses Urteil Berufung an, ebenso die Staatsanwältin, der die für verfallen erklärte Geldsumme als zu gering erschien.